Ethno::log |
Dept. of events, peggy-sue, June 8, 2005 at 12:45:23 PM CEST "African village" - an endless story Trotz aller Proteste und aller Debatten scheint der Augsburger Zoo bzw. die Stadt Augsburg nicht von dem Projekt "African village" abzurücken. An dieser Stelle möchte ich Euch auf die Presseerklärung des Augsburger Oberbürgermeisters zu der MORGEN beginnenden Veranstaltung hinweisen. Presseerklärung ... Comment
orangemcm., June 10, 2005 at 8:37:15 PM CEST
protestkundgebung in augsburg
Die für gestern bei indymedia germany angekündigte Demonstration von Gegnern der Veranstaltung ´African Village`im Augsburger Zoo vor Ort fand offenbar statt, wie die Augsburger Allgemeine online vom 10.06.05 berichtet. Eine Auswahl an Bildern vom Innern des African Village zeigt dieselbe Quelle hier. Bin gespannt auf die Ergebnisse: "Zum Auftakt des ´African Village` kommt ein Team des Max-Planck-Instituts für Ethnologie aus Halle an der Saale. Dort hat man das umstrittene Festival im Zoo als Forschungsprojekt auserkoren. ´Wir machen eine Feldstudie und wollen Besucher und beteiligte Künstler befragen, was sie über die Veranstaltung denken`, sagt Markus Höhne." ... Link
yamamba, June 11, 2005 at 1:42:39 PM CEST
Ja natürlich sieht das alles ganz "normal" aus. Es ist aber kein Stadtfest auf dem Marktplatz, sondern ein Zoofest, das ist ein kleiner, aber sehr wichtiger Unterschied. Darauf wurde in vielen Protestbriefen auch hingewiesen, dass der Ort nämlich einen sehr wichtigen Stellenwert bei der Wahrnehmung der Veranstaltung hat. Stell Dir mal die Kinder vor, die dann später Fragen stellen wie: "Papa, wann gehen wir denn mal wieder in den Zoo zu den Afrikanern?" o.ä. Die Assoziation Afrika=Giraffen-Löwen-Afrikaner=>Zoo ist es, die von vielen kritisiert worden ist und deren Reproduktion von den Veranstaltern ganz bewußt angestrebt wird (Jantschke: "genau der richtige Ort, um Exotik zu vermitteln"). Das Argument, man solle doch mal genau hinschauen, dies sei kein 19. Jahrhundert, wurde auch von den Veranstaltern vorgebracht. Diese weigern sich auch nach wie vor die vorgebrachte Kritik überhaupt nur in Erwägung zu ziehen. Rein oberflächlich betrachtet ist das natürlich richtig, es sieht nicht aus wie man sich heute(!) eine Völkerschau des 19. Jahrhunderts vorstellt. Dennoch ist das ganze bei weitem nicht so harmlos wie es aussieht, denn allem Anschein nach sieht es zwar aus wie ein afrikanischer Markt im 21. Jahrhundert, aber die Gedankenwelten und reproduzierten Stereotypen könnten ganz genau die gleichen sein, wie die des 19. Jahrhunderts, die sich bis heute anscheinend nur wenig verändert erhalten haben. PS: Die Reproduktion dieser Stereotypen ist übrigens auch DIE Geschäftsgrundlage des Tourismus. Hier sieht die Assoziation ganz ähnlich aus: Kenia=Savanne-Giraffen-(Schwarz-)Afrikaner + Weiße, die dann im Jeep durch dieses Freilichtmuseum der Stereotypen gefahren werden. Das wird sicher auch ein Grund sein, warum die Veranstalter so fassungslos über den Proteststurm sind, weil das was die machen gibt es ja schon bei TUI... ... Link
orangemcm., June 11, 2005 at 3:01:23 PM CEST
Sekunde. Ich sags nochmal. Bitte genau hinschauen. "Das Argument, man solle doch mal genau hinschauen, dies sei kein 19. Jahrhundert, wurde auch von den Veranstaltern vorgebracht. Diese weigern sich auch nach wie vor die vorgebrachte Kritik überhaupt nur in Erwägung zu ziehen."
Auch? Natürlich ist mir bewußt, daß ein regionales Stadtmagazin ein bestimmtes Eigeninteresse hat, ebenso die Stadt und das Unternehmen Zoo. ... Link
orangemcm., June 11, 2005 at 8:59:10 PM CEST
Jörg Schallenberg von der TAZ via Ethnologische Presseschau auf anthropologi.info ... Link
orangemcm., June 11, 2005 at 9:10:35 PM CEST
Siehe auch aktuelle Entwicklung des Wikipedia Eintrags Völkerschau [derzeit letzte Änderung 03.06.2005] ... Link
yamamba, June 12, 2005 at 1:56:54 PM CEST
> Es bestehen durchaus Hey, so meinte ich das natürlich nicht, war vielleicht etwas unglücklich formuliert. Ich wollte nur sagen, dass die Veranstalter ebenfalls auf eine vermeintliche Harmlosigkeit ihrer Veranstaltung hinweisen und damit ihre Resistenz gegenüber der vorgebrachten Kritik begründen. Der eigentliche Skandal war (und ist) meiner Ansicht nach aber die Ankündigung und Bewerbung der Veranstaltung sowie die ignorante Reaktion der Veranstalter auf die Kritik an ihren Äußerungen. Dieser Diskurs zeigt, dass sich die Veranstalter dem inhärenten Rassismus ihrer Äußerungen, die offenbar ihre Gedankenwelten widerspiegeln, nicht bewußt sind und zudem in keinster Weise bereit sind hier, zumindestens öffentlich, Selbstkritik zuzulassen. Es bleibt deswegen zu befürchten, dass es in Zukunft weitere Veranstaltungen dieser Art geben könnte und dass es dann auch Veranstaltungen mit Show-Elementen (Tänze, Zauberer, Afrikaner im Lendenschurz) sein könnten, die in dieser Form dann tatsächlich ein Revival der Völkerschauen darstellen würden. ... Link
yamamba, June 12, 2005 at 2:17:32 PM CEST
Übrigens, auf http://www.schaubuden.de/Schaubuden/kapitel_8.html gibt es ein Foto von einer schweizerischen Völkerschau aus den 50-igern, der Name dieser Veranstaltung war: "Ein Markttag in Afrika". ... Link
orangemcm., June 12, 2005 at 2:55:00 PM CEST
African Village - eine Einzelerscheinung?
"This seems to be a broader phenomenon that must be analzyed and protested. Racialization is part of the current moment of globalization. The city of Seattle, USA, put Africans in a Zoo in May 2001 and there may be other examples." "After a quick search I've found an article on this exhibition African village life is newest attraction at Woodland Park Zoo. Das Phänomen African Village ist auch im 21.Jahrhundert weder ein Einzelfall noch ist es eine deutsche Exklusivität. Die Veranstaltung ist in höchstem Maße diskussionswürdig, [klick Thx Matt.]
ps Das ist eine interessante Frage. Jede Zeit hat ihre eigenen Stereotypien, die immer eine Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart darstellen. ... Link
yamamba, June 12, 2005 at 9:15:36 PM CEST
Ich hoffe auch, dass in Folge der Veranstaltung eine Diskussion über die Aufführung außereuropäischer, "exotischer"Kulturen beginnt, bin aber skeptisch, ob diese Diskussion die akademischen Kreise verläßt und in die breitere Öffentlichkeit getragen werden kann. ... Link
orangemcm., June 13, 2005 at 11:06:14 AM CEST
Sueddeutsche vom 10.06.05 zum African Village [Randbemerkung: In Dresden wurde an diesem Wochenende der 100 Opfer rechtsradikaler Übergriffe gedacht, die es seit 1990 in Deutschland gab.] ... Link
zephyrin, June 13, 2005 at 8:46:56 PM CEST
"Das Problem mit der Historisierung des Kontexts ist, daß seit ein paar Tagen im Netz eine Gleichsetzung geschieht und ich habe den Eindruck, daß hier immermehr durcheinandergeht, während Augenzeugenberichte Mangelware sind."—aber genau DAS ist ja eines der Probleme. Es war doch abzusehen, daß genau eine derartige Gleichsetzung stattfinden wird. 'Weiter weg' fragt niemand mehr, was genau vor Ort in Augsburg geschieht. Die Formel Afrikaner zur Schau stellen + Zoo greift. Manchmal auch noch + Deutschland, wie bereits geschehen im Sinne von 'there's something deeply wrong in Germany concerning racism'. Wäre die Veranstaltung auf dem augsburger Marktplatz oder sonstwo an einem 'neutraleren' Ort, hätte das Ganze u.U. überhaupt kein Aufsehen erregt. Der Zoo als Örtlichkeit ist der Knackpunkt. Siehe Frank Heidemanns Brief. ... Link
orangemcm., June 13, 2005 at 9:39:22 PM CEST
Ja. War abzusehen. Auch die Reduzierung auf den nationalen Kontext war abzusehen und hierbei liegt die Gefahr eben genau darin, daß der zugrundeliegende Hierarchismus, der notwendige Bedingung für Rassismus und Ethnozentrismus ist, außer Fokus bleibt. Der Knackpunkt liegt eben nicht in der Örtlichkeit, sondern diese bzw. das zugrundeliegende Marketingkonzept repräsentiert den Knackpunkt und der besteht in den Bildern, die wir alle in unseren Köpfen tragen; die Assoziation, die mit der Verknüpfung der Begriffe African Village + Zoo aktiviert wurde. ... Link
yamamba, June 14, 2005 at 1:22:53 AM CEST
Hey Leute, da ist immer ein Unterschied zwischen Diskursen im Internet, in denen es zwangsläufig nur um Imaginationen geht (es sei denn es unterhalten sich Augenzeugen, aber auch ein solches Gespräch wäre nur ein Austausch von Imaginationen eines vergangenen Ereignisses) und der Realität, die man über das Internet zwangsläufig nicht selbst erfahren kann. Natürlich löst die Assoziation Rassismus-Deutschland vor allem im Ausland eine Menge Erinnerungen wach, was auch völlig berechtigt ist, die Frage bleibt aber, ob das dem jeweiligen Kontext auch angemessen ist. Und ich meine, das war es definitiv, denn unabhängig von der Veranstaltung selbst waren die Äußerungen der Veranstalter bis hin zum Oberbürgermeister doch sehr alamierend. Charakteristisch dafür wäre hier das Statement von Barbara Jantschke (ich weiß allerdings nicht mehr, wo ich das gelesen habe): Ich finde es schon beunruhigend, wenn da in manchen deutschen TV-Filmen der letzten Zeit über Namibia vor allem Kolonialromantik verbreitet wird und viel zu wenig (bis gar nichts) über die brutale deutsche Kolonialpolitik zu hören ist. Das geht soweit, dass viele Deutsche, die was über Namibia wissen, offenbar noch nie was von dem damaligen Massaker an den Hereros gehört haben. ... Link ... Comment |
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