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African Village: Prof. Heidemanns Schreiben an den Oberbürgermeister der Stadt Augsburg


Sehr geehrter Herr Dr. Wengert,

seit einiger Zeit verfolge ich die Pläne zu „African Village“ und habe heute mit Interesse Ihre Presseerklärung vom 1.6.2005 gelesen. Sie verteidigen die geplante Veranstaltung und nennen viele Gründe, die für Solidaritätsveranstaltungen in sehr allgemeiner Form zutreffend sind. Zweifellos kann ich dem zustimmen, was ich als Ihr wohlgemeintes Anliegen verstehe, doch bleiben einige Punkt für mich problematisch. Zwei Aspekte möchte ich aufgreifen.

Sie bezeichnen den Vorwurf, dass die vorgesehene Veranstaltungen an Völkerschauen erinnern könnte, als „haltlose Vorhaltungen“, die „vollkommen historische Zusammenhänge“ verkennen. Ich habe die Hoffnung, dass Sie bis zur Veranstaltung noch mehr zu Ihrer These sagen werden und erlaube mir hinzuzufügen, dass ich in diesem Punkt anderer Meinung bin. Ich nehme an, dass Sie in dieser Einschätzung allein von ihrer Intention als Aufsichtsratsvorsitzender der Zoo GmbH, nicht jedoch von der öffentlichen Wirkung ausgehen.

Ein zweiter Punkt: Sie gehen leider in nur einem Satz auf den Kern der Debatte, den Augsburger Zoo als Veranstaltungsort, ein und schreiben: „Schließlich ist dieser der größte Besuchermagnet der Region.“ Andere Gründe für die Wahl des Ortes kann ich in Ihrer Presseerklärung jedoch nicht finden.

Der Ort der Veranstaltung ist jedoch das zentrale Problem, weil hier - ungeachtet wohlgemeinter Intentionen - die unmittelbare Nähe von afrikanischer Kultur und Zoo nicht nur räumlich, sondern auch in der Sache, hergestellt wird. Diese Nähe läuft Gefahr, zu einer Gleichsetzung zu werden. Nicht die Inhalte der Veranstaltung, sondern ihre Örtlichkeit wird die Berichterstattung in den bundesweiten und mittlerweile weltweiten Medien überschatten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bis heute werden außereuropäische Gesellschaften – selbst in öffentlich-rechtlichen Anstalten – als „Naturvölker“ bezeichnet. Ein Volk zeichnet sich jedoch durch seine Kultur (und seine Differenz zu anderen Kulturen aus) und sollte durch genau die kulturschaffende Dimension verstanden werden. Eine Einbettung in einen inszenierten Naturraum suggeriert jedoch das Gegenteil. Wenn den afrikanischen Kulturschaffenden kein anderer öffentlicher Raum als der Zoo zur Selbstpräsentation gegeben wird, so leisten Sie einem falschen und auch gefährlichen Bild Vorschub. Sie schreiben zu Recht, dass es für afrikanische Kulturschaffende schwierig ist, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Da Sie offensichtlich ein „Stück solidarischer Hilfe“ leisten möchten, wäre die Suche nach einem anderen Ort für die Veranstaltung vielleicht die beste Alternative.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Frank Heidemann


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norbert finzsch, anglo-amerikanische abteilung, historisches seminar, uni köln, hat sich auch in einem Brief an die zoodirektorin gerichtet.

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Interview

Finzsch hat nun auch in einem Interview mit SPIEGEL online Stellung dazu bezogen.

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Und die Süddeutsche berichtet vom Eröffnungstag...

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Wahrscheinlich ist der Brief zu schlau, weil er nicht angreifend ist.

Mal was anderes "African Village" das ist ja auch son Nonsens. Den ganzen riesigen Kontinent in eine Schublade zu packen. Das zeugt schon von genug Ignoranz, der Kontinent hat x mal mehr unterschiedliche Kulturen als Staaten.

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Weltweite Debatten

Die weltweiten Debatten zum Thema nehmen in Quantität und Nachdrücklichkeit zu - eines der wissenschaftlichen Diskussionsforen ist:

http://www.h-net.org/~afro-am/

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Dort wird auf die

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Nachsatz

Hier stellen sie das bissel relativiert dar:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,360219,00.html

Natürlich ist das harmlos, wenn man da hin geht. Natürlich wird so ein Thema in Deutschland gern diskutiert. Einen Afrikaner, der da mal was zu sagt, gibts fast nirgends zu lesen.

Aber ein Afrikanischer Markt und ein 'Afrcan Village' im Zoo ist aber auch noch eine unterschiedliche Veranstaltung. Und daß die ganzen Typen, die da Standmiete zahlen und auf ihren Umsatz hoffen, nicht schlecht reden, ist auch normal. Und eigentlich redet sowieso kaum ein Afrikaner schlecht über Deutschland. Aus Höflichkeit und weil mit Unbekannten grundsätzlich nicht politisch diskutiert wird und weil die alle hier bleiben möchten.

Im Endeffekt ein Thema fürs Feuilleton.

Die sollten lieber öfter in den Nachrichten von dort berichten, nicht nur im Zoo. Was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht.

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