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Ethnologie und Militär


Die taz vom 14.3 enthält einen Artikel "Ethnologen an die Front", in dem die Debate über das Human Terrain System (HTS) des US-amerikanischen Militärs wiedergegeben wird. Es handelt sich um den Einsatz von Ethnologen, die militärische Aktionen im Irak und in Afghanistan unterstützen. Eine kleine Kostprobe. "Das US-Militär steht im Irak und in Afghanistan und wird dort auch noch eine Weile bleiben. Dass bereits tausende von Zivilisten und Soldaten umgekommen sind, ist den mangelnden Kenntnissen über die Kultur beider Länder geschuldet. Deshalb beschäftigt die Armee seit einiger Zeit Ethnologen. Dass das US-Militär Nachhilfe braucht, wenn es um die Kultur der islamischen Welt geht, bezweifelt zwar niemand. Allerdings sind viele Ethnologen entschieden dagegen, dass ihre Kollegen mit dem Militär, vor allem in einer unmittelbaren Kampfsituation, zusammenarbeiten. Das Programm mit dem Titel Human Terrain Systems (HTS) läuft bereits seit mehreren Jahren. Doch im September 2007 wurde es vom US-Militär erheblich ausgeweitet. In seinem Rahmen wurden Ethnologen rekrutiert, um sie in amerikanische Einheiten auf Brigade- und Divisionsebene "einzubetten"." Weitere Links: ASa Globalog: blog.theasa.org Savage Minds: savageminds.org


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LMD

Der etwas ungenau genannte Artikel ist nicht in der taz sondern der deutschen Märzausgabe der Le Monde Diplomatique (die u.a. der taz beigelegt wird) erschienen. Online erst im April zu lesen, vorher muss man die Printversion am Kiosk kaufen.

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Wie man mir kuerzlich mitgeteilt hat ist der Text hier in voller Laenge zu lesen http://mondediplo.com/2008/03/04anthropology

Fuer diejenigen, die die Debatten zu dem Thema im letzten Jahr verfolgt haben, bietet der Text allerdings nichts Neues

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Ein moralisierender Aufruf (gegen das Schulterzucken)

Auch hierzulange wählen inzwischen immer mehr Ethnologen und Ethnologinnen die Obtion, als "Berater" mit militärischen Rangabzeichen in den Dienst für Vater Staat zu treten.
Während vor allem im englischsprachigen Raum die Zusammenarbeit zwischen Ethnologen und staatlichen Institutionenen (vor allem mit dem Militär oder den Geheimdiensten) rege und ausführlich debattiert wird, hüllt sich die deutschsprachige Ethnologie größtenteils in Schweigen oder verdrängt das Thema wenn angesprochen - wie beispielsweise auf den letzten DGV-Tagungen, wo die Debatten ergebnislos verdrängt bzw. vertagt wurden.
Ich meine, es wird langsam Zeit, dass diese Debatte auch hierzulande auf den deutschsprachigen Ethnologie-Konferenzen in größeren oder kleineren Runden durch sachliche Auseinandersetzungen mit dem Thema erfolgen und öffentlich und auf nationaler wie internationaler Ebene kritisch Stellung bezogen wird. Und selbst wenn keine gemeinsame und allgemein gültige Stellung bezogen werden kann, so sollten zumindest die kontroversen Positionen öffentlich dargestellt werden.
Dabei stellen sich u.a. die folgenden Fragen:
- Wenn eine Zusammenarbeit erfolgt, dann auf welchen ethischen Grundlagen?
- Soll die Arbeit der beteiligten Ethnologen transparent sein oder sind wir doch nur "bessere" Spione ?
- Wann kann der Dienst für den Staat einen Sinn haben, und welche ethischen Grenzen könnten/sollten zumindest von Seiten der akademischen Mehrheit, sprich der MPIs, DGVs und studentischen Gruppen gezogen werden?

Zum Teil zeugt die momentane passive Haltung vieler deutscher Vertreter unseres Fachs zu diesem Thema von einer deutlich zu spürenden Lähmung, sich nationalen und internationalen Debatten um wichtige Ziele wie zu vertretende ethische Grundlagen und die Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten Themen mit Hilfe der uns zur Verfügung gestellten Methoden verantwortungsvoll zu stellen. Diese nicht nur im Seminarraum, sondern auch in der Öffentlichkeit zu formulieren und durchzusetzen, sollte ein ständiges Leitbild unseres Fachs sein.

Wer sich neben den oben genannten Links weiter informieren möchte:
Auf dem Forum der MASN-Website www.movinganthropology.org finden sich einige Informationen, Debatten, sowie weiterführende Links zu den Themen Anthropology&Military, HTS, deutsche Ethnologie und Action Anthropology im allgemeinen.

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Ob man die Politik seines Landes unterstuetzt oder nicht, und ob man gegegenenfalls auch militaerisch mitarbeitet, ist nicht unbedingt eine Frage der akademischen Ausbildung, sondern der persoenlichen Ueberzeugung. Und wenn man davon ueberzeugt ist, dass man ein menschenrechtsverletzendes Regime (nur als Beispiel) auch militaerisch bekaempfen muss, warum soll man dann nicht auch sein ethnologisches Wissen diesem Ziel dienbar machen?
Im Dienst von "Vater Staat" stehen uebrigens ALLE EthnologInnen die an der Uni und im Museum arbeiten.

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Nicht nur eine persönliche Frage

Das ist so nicht richtig. Das ist nicht nur eine persönliche/politische Frage. Viele Ethnologen fürchten, dass ihre Arbeit durch die Kollaboration von Ethnologen mit dem Militär, CIA etc gefährlicher wird oder erschwert wird. Denn Ethnologen werden nun leicht als potentielle Spione angesehen. Ohne Vertrauen keine Feldforschung. Siehe frühere Beiträge The dangerous militarisation of anthropology und "No wonder that anthropology is banished from universities in the 'decolonized' world"

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Notwendige Debatte

Die von benthropologist geforderte Debatte ist absolut notwendig, unumgänglich und dringlich, meiner Ansicht nach. Die Betonung liegt auf "Debatte," denn das Theme ist ein nicht-trivialer Komplex, welcher nicht mit Pauschalaussagen beantwortet werden kann. Ich fürchte, es gibt hier keine one-for-all Lösungen—vielmehr müssen konkrete Fälle und Szenarien durchleuchtet werden. Für die Pro- und Contra-Seite existieren jeweils eine ganze Reihe von Argumenten, die auf ihr Zutreffen in konkreten Fällen hin durchleuchtet werden müssen.

Das Argument, die Zusammenarbeit von Ethnologen mit dem Militär, würde Arbeitsfeld und -möglichkeiten für andere Ethnologen einschränken, halte ich, gelinde gesagt, für ein sehr schwaches. Es geht an den dramatischen und grundsätzlichen ethischen Problematiken vollkommen vorbei.

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Es passiert was (?)

Nachtrag zu meinem obigen Kommentar: Grade eben habe ich dieses Call for Papers zu einem DGV Workshop “Zum Stand der Forschungsethik in der deutschsprachigen Ethnologie” gesehen:

http://www.dgv-net.de/tl_files/dokumente/20080404CFPEthikerkl%C3%A4rung.pdf

seien wir gespannt (oder besser, fahren wir hin!)

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Ethnologen koennten eine Rolle spielen bei der Befriedung von Buergerkriegen, deren Konfliktlinien haeufig entlang "ethnischer" Grenzen verlaufen. Hier unsere Expertise ins Spiel zu bringen halte ich persoenlich fuer weit weniger unethisch als sich zu einer weiteren Debatte in den Elfenbeinturm zurueck zu ziehen. Wenn wir unser Wissen nicht problemorientiert zur Anwendung bringen, was sind wir dann anderes als Spione, die auf der Grundlage fremder Lebensumstaende ihre eigenen akademischen Ambitionen verfolgen?

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Militärische Rolle von Ethnologen

Harte Worte, aber nicht unberechtigt. Ja, "Ethnologen koennten eine Rolle spielen bei der Befriedung von Buergerkriegen," wenn man sie lässt. Präziser, wenn ihre jeweilige Stellung mit ausreichend Autorität, oder gar Weisungsbefugnis versehen ist. Wie ich an anderer Stelle schon 'mal versucht habe zu erläutern, ist es zweifelhaft, ob man das bei einer Funktionsübernahme für das Militär vorfinden wird. Ich teile exakt Deine Ansicht—es wäre obszön, eine Diskussion im Elfenbeinturm konkreten Anwendungen im Dienste des Humanismus vorzuziehen. Wo und wie letztere aber möglich sind, bedarf einer sorgfältigen Klärung ... eine Debatte.

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Jetzt auch online

http://www.taz.de/nc/5/le-monde-diplomatique/le-monde-diplomatique-archiv/le-monde-diplomatique-ausgabe/lmd-archiv-artikel/?ressort=lm&dig=2008%2F03%2F14%2Fa0047&src=GI&cHash=ce888d9ab2

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