Ethno::log |
Dept. of thoughts, praying mantis, June 15, 2005 at 10:01:43 AM CEST Review: "The Augsburger Zoo Affair" To put things straight first: I have no intention to raise doubts about the arguments and concerns mentioned here in the course of discussion. From my point of view the debate is of crucial importance and has to take place. I benefited a lot, but for me an even more worthwhile (though bewildering) gain was that I saw institutionalised ethnologie in Germany unveil itself as as good as incapable of action. As far as I could cover the press I could not find any traces of something like a german ethnologists' voice in public discourse - no experts or professionals, no statements, no interviews, no quotings, nothing from an ethnological point of view. And that having more then 20 (?) departments of ethnology at german universities and numerous other public ethnological institutions like museums. As a student I wonder, what all ethnological effords, insights and perceptions are good for if nobody cares, except some elite ivory tower advocates of hypersensitized political correctness they can not mediate? And it gets even more paraodx. I am utterly confused when I read that today media business is one of the major job perspectives for ethnology graduates (that's me). But as far as I can see neither do ethnologists noticably participate in public formation of oppinion, nor do they even try to. How come german ethnology is traumatised to talk with everybody but not with the world? Those conclusions are not new and answers to my questions are no riddles. What I am puzzled about is to notice there is no ambition to change things or to reflect what could be done better. I witnessed a debate about the "african village" at our institute. I thought it was a well lead debate with strong arguments and depth. But in the end people began to accuse "the media" to have failed to provide the real important messag about subtle and positive forms of racism and the potantial of dangerous associations. It's obvious that we have the content so why not share? Here is my short brainstorm. First there is something like an unlucky relationship between ethnology and german media. For some reasons ethnology has lost its "street credibility". People consider it as useless, since it has the wrong but fatal reputation to lead inevitably to joblessness (it earns no money so it must be of no value). Presence in media is non existent or if so then in the context of topics of "doubtful honor" like esotericism or "the ethnology of sponging" (in german) [oh my god I still can't believe it!]. The second thought is that there might be something like a selective perception - the pink spectacles of ethnology, that filters everything lacking an "africa-mischief-label". For example I kept wondering why there was so much discussion about the "african village" but nobody cared about the stereotype of a featherbrained chinese guy with a pronunciation problem concerning "l" and "r" in a commercial for musicload? The everyday media is full of occasions for ethnologist to comment on critically, but it doesn't happen. Why? Is german zeitgeist not excotic enough for us to deal with? what do you think? ... Comment
orangemcm., June 16, 2005 at 12:17:03 AM CEST
2R said: " I witnessed a debate about the "african village" at our institute. I thought it was a well lead debate with strong arguments and depth. But in the end people began to accuse "the media" to have failed to provide the real important messag about subtle and positive forms of racism and the potantial of dangerous associations. ... " Das Problem mit der Debatte um das African Village in Augsburg ist, daß wir uns mal entscheiden müssen, was wir eigentlich daran kritisieren. Entweder wir historisieren den Kontext und stellen eine Kontinuität zu den Völkerschauen des 19. und 20. Jahrhunderts her, dann aber müssen wir auch dem tatsächlichen Charakter der Veranstaltung Rechnung tragen (und uns nicht nur auf das marketingKonzept berufen) und einsehen, daß es eben keine Strohhütten/Lehmhütten gab mit Afrikanern drin neben den Affen. Oder aber wir kritisieren die Repräsentation afrikanischer Kultur, wie sie inform dieser Kunsthandwerkhappenings und Mir gefällt Utz Anhalts Essay Buschtrommeln im Zoo Augsburg: " ... Der Kölner Zoo geht zum Beispiel einen emanzipatorischeren Weg als der Zoo in Augsburg. Im Regenwaldhaus erfahren die Besucher von der Zerstörung der Regenwälder in Südostasien durch multinationale Konzerne. Alternativen in Form von ökologisch und sozial sinnvoller Nutzung der Ressourcen durch die dort lebenden Menschen wird ebenfalls vorgestellt. Der Zootierpark Erfurt eröffnete die neue Bisonanlage, einen Hektar groß, ohne Klimbim und Exotismus, dafür mit den Voraussetzungen, dass die Tiere ihr Verhalten ausleben können. Ein Text des Lakota Lame Deer zeigt den Besuchern die Bedeutung des Bisons für die Plains- Kulturen und den Zusammenhang zwischen Bison-Massaker und Völkermord an den natives. Ein befreundeter Blackfeet nahm Erde von der Anlage mit nach Amerika. Er sagte: "Dies ist gute Erde." Die Kontakte zwischen Blackfeet und dem Zootierpark sind nach wie vor intensiv. So geht es auch! ... " "The everyday media is full of occasions for ethnologist to comment on critically, but it doesn't happen. Why?" Worüber du (wie) publizierst entscheidet, welche Stellen sich für dich ausschließen. ... Link
praying mantis, June 16, 2005 at 8:42:29 AM CEST
Themenwahl: sehe ich genauso. Wobei beide Punkte wichtig sind und in die öffentliche Debatte einfließen sollten. Ich denke aber, dass sie schwierig am Beispiel Augsburger Zoo zu vermitteln sind. Das ganze ist für die meisten Leute nun mal einerseits nur ein Jahrmarkt unter vielen und andererseits eben eine gutgemeinte, karitative Veranstalltung. Aber eigentlich reden wir an meinem Thema vorbei. Was mich ja eigentlich wundert ist, dass die Ethnologie Argumente sammelt und sie dann im eigenen Saft garkocht, aber eben nicht veröffentlicht! Wen wollen wir denn aufklären? Publizieren: ... Link
yamamba, June 16, 2005 at 5:36:42 PM CEST
Uni und Medien
Ich denke das ist gar nicht mal ein Problem, was spezifisch für unser Fach wäre, das ist in anderen geisteswissenschaftlichen Fächern ganz ähnlich. Es scheint vor allem ein Problem des Umgangs mit den Medien und umgekehrt der Medien mit wissenschaftlichen Themen bzw. mit Geisteswissenschaften ganz allgemein zu sein. Einerseits müssen Medienvertreter interessiert werden, d.h. das Thema muss speziell für die Medien aufbereitet werden (darf v.a. nicht zu kompliziert dargestellt werden und muss dem heute üblichen Trend zum Infotainment entsprechen), zum anderen stellt man als Geisteswissenschaftler immer wieder fest, dass Themen von den Medien verkürzt und nicht selten auch sinnentstellend vereinfacht werden. Manche Zeitungen/Zeitschriften betreiben sogar eine geradezu Universitäts- bzw. geisteswissenschaftsfeindliche Meinungsmache. In solchen Medien kann man keine Beiträge lancieren, da würde die Gefahr bestehen, dass mit dem eigenen Namen versehene Beiträge mit einem völlig anderen Inhalt veröffentlicht werden. ... Link
praying mantis, June 17, 2005 at 11:37:31 AM CEST
apropos medien: dat wird ja immer besser. =) Apropos die Zeit: Sehe ich durchaus als den Geistes- und Kulturwissenschaften nahe stehendes Medium. Ich finde es übrigends gut dass Medienwirkung der Gesiteswissenschaften reflektiert wird. Aber was mich an dem Vortragsskript irritiert ist, dass "die Medien" als exogene Instanz behandelt werden. Denn prinzipiell sind "die Medien" du und ich und unzählige ehemalige Studenten der Geisteswissenschaften, die heute in Redaktionen und Studios sitzen. Natürlich ist der Umgang mit Massenmedien, mit der Öffentlichkeit generell, ein zweischneidiges Schwert, aber davor sollten Ethnologen keine Angst haben. Es kann doch irgendwie nicht sein, dass eine Googelsuche nach Ethnologie, Augsburger und Zoo nur die Ethnologische Presseschau, unser Ethnolog, und die Ethnologik auf der ersten Seite listet, oder? Wieso steht da nicht Spiegel, Zeit, Faz, Sz, etc? Das kann wohl kaum an einer Verschwörung der Medien gegen Kulturwissenschaftler liegen. Da sollten wir wohl vor der eigenen Türe kehren. ... Link
yamamba, June 18, 2005 at 2:59:28 PM CEST
Naja, die Medien als solche sind zwar zunächst keine homogene exogene Institution, genauer betrachtet sind sie es aber doch. Denn obwohl in den Redaktionen viele Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer sitzen ändert dies nichts am Desinteresse vieler Redaktionen an geisteswissenschaftlichen Themen. Wie Wolfgang Eßbach zutreffend feststellt (was auch meiner Beobachtung entspricht) war das Interesse der Medien an solchen Themen in den achtziger Jahren deutlich größer. Insgesamt ist das Niveau der Medien (v.a. des Fernsehens) seitdem deutlich flacher geworden, der Trend zu einer immer einfacher gestrickten Berichterstattung beschleunigt sich heute sogar noch. Warum die vielen ehemaligen Studenten daran nichts ändern (können) ist eine interessante Frage, meiner Ansicht nach entspricht die Art und das Niveau der Berichterstattung aber i.R. der Politik des jeweiligen Medienunternehmens bzw. den politischen Einflüssen, denen eine Sendeanstalt ausgesetzt ist. Mit anderen Worten: wenn die Geschäftsleitung diese Art des Journalismus bzw. der Meinungsmache will, dann wird das auch durchgesetzt. ... Link ... Comment
mawingu, June 17, 2005 at 9:08:09 AM CEST
Diese Graphik der Uni Leipzig bringt uns vielleicht weiter. Wie die (mittlere) Graphik eindeutig beweist, haben Außerirdische ihre Finger im Spiel. African, Village und Zoo gruppieren sich um ein digitales Sign, das die Verbindung klärt: Die Anderen, das sind eben immer noch vor allem anderen - Aliens! Nachtrag 09:11 Uhr: ;-D ... Link ... Comment
iglu01, June 29, 2005 at 11:50:56 PM CEST
medienscheue Ethnologen?
Wuerd ich nicht ganz so pessimitisch sehen. Ethnologen sind oefter als man glaubt praesent in deutschsprachigen Blaettern, wenn auch nicht so haeufig wie hier in Norwegen. Hier hat der Trend zum "Infotainment" dazu gefuehrt, dass Ethnologen mehr zitiert werden, drehen sich ja viele Forschungen zum Thema Lifestyle. Es gibt mehrere Ethnologen, die jeder Journalist kennt und regelmaesig fragt. Ein Problem aus journalistischer Perspektive: Wie soll ich an einen kompetenten Ethnologen kommen, der sich zum Thema Augsburger Zoo aeussern kann? Deswegen sind Seiten wie ethno::log wichtig. Auf meiner Suche nach einem Interviewpartner bin ich bei Frank Heidemann gelandet, weil er sich hier auf ethno::log dazu geausset hat. Was mich immer wundert ist wie wenig Konferenzen genutzt werden, um das eigene Fach bekannt zu machen. Kuerzlich hatte die norwegische ethnologische Vereinigung ihre Jahreskonferenz. Hatte ein hochaktuelles Thema: Ethnologie und Staat. Neoliberalismus, Globalisierung, Sozialstaat und Privatisierung etc Hier hatten Ethnologen Wichtiges zu vermelden, Perspektiven, die in der oeffentlichen Debatte fehlten. Doch auf meine Frage, ob Journalisten eingeladen wurden, sagte der Leiter der Vereinigung mit dem groessten Selbstverstaendnis: "Nein. Das ist nicht Tradition bei uns. Konferenzen sind interne Veranstaltungen." ... Link ... Comment |
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