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Review: "The Augsburger Zoo Affair"


To put things straight first: I have no intention to raise doubts about the arguments and concerns mentioned here in the course of discussion. From my point of view the debate is of crucial importance and has to take place. I benefited a lot, but for me an even more worthwhile (though bewildering) gain was that I saw institutionalised ethnologie in Germany unveil itself as as good as incapable of action. As far as I could cover the press I could not find any traces of something like a german ethnologists' voice in public discourse - no experts or professionals, no statements, no interviews, no quotings, nothing from an ethnological point of view. And that having more then 20 (?) departments of ethnology at german universities and numerous other public ethnological institutions like museums. As a student I wonder, what all ethnological effords, insights and perceptions are good for if nobody cares, except some elite ivory tower advocates of hypersensitized political correctness they can not mediate?

And it gets even more paraodx. I am utterly confused when I read that today media business is one of the major job perspectives for ethnology graduates (that's me). But as far as I can see neither do ethnologists noticably participate in public formation of oppinion, nor do they even try to. How come german ethnology is traumatised to talk with everybody but not with the world?

Those conclusions are not new and answers to my questions are no riddles. What I am puzzled about is to notice there is no ambition to change things or to reflect what could be done better. I witnessed a debate about the "african village" at our institute. I thought it was a well lead debate with strong arguments and depth. But in the end people began to accuse "the media" to have failed to provide the real important messag about subtle and positive forms of racism and the potantial of dangerous associations. It's obvious that we have the content so why not share?

Here is my short brainstorm. First there is something like an unlucky relationship between ethnology and german media. For some reasons ethnology has lost its "street credibility". People consider it as useless, since it has the wrong but fatal reputation to lead inevitably to joblessness (it earns no money so it must be of no value). Presence in media is non existent or if so then in the context of topics of "doubtful honor" like esotericism or "the ethnology of sponging" (in german) [oh my god I still can't believe it!]. The second thought is that there might be something like a selective perception - the pink spectacles of ethnology, that filters everything lacking an "africa-mischief-label". For example I kept wondering why there was so much discussion about the "african village" but nobody cared about the stereotype of a featherbrained chinese guy with a pronunciation problem concerning "l" and "r" in a commercial for musicload? The everyday media is full of occasions for ethnologist to comment on critically, but it doesn't happen. Why? Is german zeitgeist not excotic enough for us to deal with?

what do you think?


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2R said: " I witnessed a debate about the "african village" at our institute. I thought it was a well lead debate with strong arguments and depth. But in the end people began to accuse "the media" to have failed to provide the real important messag about subtle and positive forms of racism and the potantial of dangerous associations. ... "

Das Problem mit der Debatte um das African Village in Augsburg ist, daß wir uns mal entscheiden müssen, was wir eigentlich daran kritisieren.

Entweder wir historisieren den Kontext und stellen eine Kontinuität zu den Völkerschauen des 19. und 20. Jahrhunderts her, dann aber müssen wir auch dem tatsächlichen Charakter der Veranstaltung Rechnung tragen (und uns nicht nur auf das marketingKonzept berufen) und einsehen, daß es eben keine Strohhütten/Lehmhütten gab mit Afrikanern drin neben den Affen.
Die Lehmhütten waren/sind in unseren Köpfen--Rassist oder Nichtrassist, so einfach ist das nicht.

Oder aber wir kritisieren die Repräsentation afrikanischer Kultur, wie sie inform dieser Kunsthandwerkhappenings und
-märkte zelebriert wird, dann aber spielt es keine Rolle, ob die Veranstaltung im Zoo stattfindet oder auf einem Marktplatz oder auf einer grünen Wiese oder sonstwo.

Mir gefällt Utz Anhalts Essay Buschtrommeln im Zoo Augsburg: " ... Der Kölner Zoo geht zum Beispiel einen emanzipatorischeren Weg als der Zoo in Augsburg. Im Regenwaldhaus erfahren die Besucher von der Zerstörung der Regenwälder in Südostasien durch multinationale Konzerne. Alternativen in Form von ökologisch und sozial sinnvoller Nutzung der Ressourcen durch die dort lebenden Menschen wird ebenfalls vorgestellt. Der Zootierpark Erfurt eröffnete die neue Bisonanlage, einen Hektar groß, ohne Klimbim und Exotismus, dafür mit den Voraussetzungen, dass die Tiere ihr Verhalten ausleben können. Ein Text des Lakota Lame Deer zeigt den Besuchern die Bedeutung des Bisons für die Plains- Kulturen und den Zusammenhang zwischen Bison-Massaker und Völkermord an den natives. Ein befreundeter Blackfeet nahm Erde von der Anlage mit nach Amerika. Er sagte: "Dies ist gute Erde." Die Kontakte zwischen Blackfeet und dem Zootierpark sind nach wie vor intensiv. So geht es auch! ... "

"The everyday media is full of occasions for ethnologist to comment on critically, but it doesn't happen. Why?"

Worüber du (wie) publizierst entscheidet, welche Stellen sich für dich ausschließen.
That`s it.

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Themenwahl:

sehe ich genauso. Wobei beide Punkte wichtig sind und in die öffentliche Debatte einfließen sollten. Ich denke aber, dass sie schwierig am Beispiel Augsburger Zoo zu vermitteln sind. Das ganze ist für die meisten Leute nun mal einerseits nur ein Jahrmarkt unter vielen und andererseits eben eine gutgemeinte, karitative Veranstalltung. Aber eigentlich reden wir an meinem Thema vorbei. Was mich ja eigentlich wundert ist, dass die Ethnologie Argumente sammelt und sie dann im eigenen Saft garkocht, aber eben nicht veröffentlicht! Wen wollen wir denn aufklären?

Publizieren:
Wir publizieren garnicht und so schließen sich alle Stellen aus. (oder was genau meinst du mit Stellen ausschließen?)

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Uni und Medien

Ich denke das ist gar nicht mal ein Problem, was spezifisch für unser Fach wäre, das ist in anderen geisteswissenschaftlichen Fächern ganz ähnlich. Es scheint vor allem ein Problem des Umgangs mit den Medien und umgekehrt der Medien mit wissenschaftlichen Themen bzw. mit Geisteswissenschaften ganz allgemein zu sein. Einerseits müssen Medienvertreter interessiert werden, d.h. das Thema muss speziell für die Medien aufbereitet werden (darf v.a. nicht zu kompliziert dargestellt werden und muss dem heute üblichen Trend zum Infotainment entsprechen), zum anderen stellt man als Geisteswissenschaftler immer wieder fest, dass Themen von den Medien verkürzt und nicht selten auch sinnentstellend vereinfacht werden. Manche Zeitungen/Zeitschriften betreiben sogar eine geradezu Universitäts- bzw. geisteswissenschaftsfeindliche Meinungsmache. In solchen Medien kann man keine Beiträge lancieren, da würde die Gefahr bestehen, dass mit dem eigenen Namen versehene Beiträge mit einem völlig anderen Inhalt veröffentlicht werden.
Zum Thema Medien, Gesellschaft und Hochschulpolitik/Geisteswissenschaften gibt es übrigens ein sehr lesenswertes Vortragsskript von Wolfgang Eßbach (Prof. für Soziologie, Freiburg) von 1997, kann ich zum Verständnis der hier angesprochenen Thematik (Universität und Gesellschaft) nur empfehlen.
Zitat:
"Die Medien haben sich in den achtziger Jahren von den Hochschulen abgewandt, ... In der Mediengesellschaft gilt: wenn die Hochschulen nicht in den Medien interessant gemacht werden, spielen sie öffentlich keine Rolle. Es kommt zu einer Spirale negativer Verstärkerwirkung: weniger Information, weniger Kompetenz, schlechtere Berichterstattung, allgemeiner Informationsschwund als Basis für die Konstruktion von Phantasmen über die Universität. Niemals in der Geschichte war das Wissen, was eine Universität ist, so marginal wie heute. Und die Professoren, die unter Überlast und Unterfinanzierung begraben wurden, erwiesen sich als unfähig, das miese Bild der Unis in den Medien aufzuhellen." (Betrug und Selbstbetrug in der Hochschulpolitik)
Prinzipiell dürfte dies auch auf die Rezeption der Forschungsinhalte geisteswissenschaftlicher Fächer in den Medien zutreffen. So erfordert das Lancieren eigener Themen immer eine Auseinandersetzung mit den Medien, angefangen von einer medialen Aufbereitung des Themas für die Journalisten bis hin zu einer Kontrolle der dann tatsächlich veröffentlichten Beiträge. Dies erfordert natürlich einen gewissen Zeit- und Arbeitsaufwand, den man dann auch dafür aufbringen können muss. Im Grunde bräuchte jedes größere Institut eigens dafür eingestellte Mitarbeiter, was bei der jetzigen Situation der Universitäten aber völlig illusorisch ist.

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apropos medien..

klick [Die Zeit, 06/2001]

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apropos medien: dat wird ja immer besser. =)

Apropos die Zeit: Sehe ich durchaus als den Geistes- und Kulturwissenschaften nahe stehendes Medium. Ich finde es übrigends gut dass Medienwirkung der Gesiteswissenschaften reflektiert wird. Aber was mich an dem Vortragsskript irritiert ist, dass "die Medien" als exogene Instanz behandelt werden. Denn prinzipiell sind "die Medien" du und ich und unzählige ehemalige Studenten der Geisteswissenschaften, die heute in Redaktionen und Studios sitzen. Natürlich ist der Umgang mit Massenmedien, mit der Öffentlichkeit generell, ein zweischneidiges Schwert, aber davor sollten Ethnologen keine Angst haben. Es kann doch irgendwie nicht sein, dass eine Googelsuche nach Ethnologie, Augsburger und Zoo nur die Ethnologische Presseschau, unser Ethnolog, und die Ethnologik auf der ersten Seite listet, oder? Wieso steht da nicht Spiegel, Zeit, Faz, Sz, etc? Das kann wohl kaum an einer Verschwörung der Medien gegen Kulturwissenschaftler liegen. Da sollten wir wohl vor der eigenen Türe kehren.

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Naja, die Medien als solche sind zwar zunächst keine homogene exogene Institution, genauer betrachtet sind sie es aber doch. Denn obwohl in den Redaktionen viele Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer sitzen ändert dies nichts am Desinteresse vieler Redaktionen an geisteswissenschaftlichen Themen. Wie Wolfgang Eßbach zutreffend feststellt (was auch meiner Beobachtung entspricht) war das Interesse der Medien an solchen Themen in den achtziger Jahren deutlich größer. Insgesamt ist das Niveau der Medien (v.a. des Fernsehens) seitdem deutlich flacher geworden, der Trend zu einer immer einfacher gestrickten Berichterstattung beschleunigt sich heute sogar noch. Warum die vielen ehemaligen Studenten daran nichts ändern (können) ist eine interessante Frage, meiner Ansicht nach entspricht die Art und das Niveau der Berichterstattung aber i.R. der Politik des jeweiligen Medienunternehmens bzw. den politischen Einflüssen, denen eine Sendeanstalt ausgesetzt ist. Mit anderen Worten: wenn die Geschäftsleitung diese Art des Journalismus bzw. der Meinungsmache will, dann wird das auch durchgesetzt.
Auf der anderen Seite stehen da natürlich auch wir als (zukünftige) Kulturwissenschaftler, die nun natürlich vor allem selbst dafür verantwortlich sind, ob und was in den Medien berichtet wird. Bemüht man sich nicht, wird das Fach und dessen Themen in den Medien ignoriert. Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass eine Auseinandersetzung mit den Medien schwierig ist, da wie gesagt nicht alle Medien eine aufgeschlossene Einstellung gegenüber den Geisteswissenschaften haben, auch wird oft sicher nicht so berichtet, wie man es sich wünschen würde. Dass viele Geisteswissenschaftler auf Abstand zu den Medien gehen, kann ich daher gut nachvollziehen.
Andererseits, um auf das Thema "african village" zurückzukommen, gab es durchaus einige Wissenschaftler, die sich zu diesem Thema in den Medien zu Wort gemeldet haben, allen voran Norbert Finzsch von der Uni Köln. Warum keine Ethnologen darunter waren ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel. Vor allem, da es in München ein Projekt gibt, das sich exakt mit diesem Thema auseinandersetzt. Warum musste es der Nordamerika-Historiker Finzsch sein? Warum hat sich kein Ethnologe gefunden, der dem Spiegel und anderen Zeitungen Interviews gibt? Warum diese "Verbarrikadierung" im Elfenbeinturm?
Ist es denn tatsächlich so, dass die öffentliche Stellungnahme zu gesellschaftlichen und politischen Themen wegen zu starkem Desinteresse der Medien nichts bringen würde?
Der Fall "african village" zeigt, dass dem, trotz einer teilweise feindlich gesinnten Medienlandschaft, nicht so ist und gerade unserem Fach nicht schaden würde.

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Diese Graphik der Uni Leipzig bringt uns vielleicht weiter. Wie die (mittlere) Graphik eindeutig beweist, haben Außerirdische ihre Finger im Spiel. African, Village und Zoo gruppieren sich um ein digitales Sign, das die Verbindung klärt: Die Anderen, das sind eben immer noch vor allem anderen - Aliens!

Nachtrag 09:11 Uhr: ;-D

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medienscheue Ethnologen?

Wuerd ich nicht ganz so pessimitisch sehen. Ethnologen sind oefter als man glaubt praesent in deutschsprachigen Blaettern, wenn auch nicht so haeufig wie hier in Norwegen. Hier hat der Trend zum "Infotainment" dazu gefuehrt, dass Ethnologen mehr zitiert werden, drehen sich ja viele Forschungen zum Thema Lifestyle. Es gibt mehrere Ethnologen, die jeder Journalist kennt und regelmaesig fragt.

Ein Problem aus journalistischer Perspektive: Wie soll ich an einen kompetenten Ethnologen kommen, der sich zum Thema Augsburger Zoo aeussern kann? Deswegen sind Seiten wie ethno::log wichtig. Auf meiner Suche nach einem Interviewpartner bin ich bei Frank Heidemann gelandet, weil er sich hier auf ethno::log dazu geausset hat.

Ein weiteres Problem: Viele Forscher sind sehr skeptisch gegenueber Journalisten eingestellt (teils aus gutem Grund...): Sie antworten oft nicht auf emails, lassen sich oft nur nach hartnaeckigem Draegen interviewen.

Was mich immer wundert ist wie wenig Konferenzen genutzt werden, um das eigene Fach bekannt zu machen. Kuerzlich hatte die norwegische ethnologische Vereinigung ihre Jahreskonferenz. Hatte ein hochaktuelles Thema: Ethnologie und Staat. Neoliberalismus, Globalisierung, Sozialstaat und Privatisierung etc Hier hatten Ethnologen Wichtiges zu vermelden, Perspektiven, die in der oeffentlichen Debatte fehlten. Doch auf meine Frage, ob Journalisten eingeladen wurden, sagte der Leiter der Vereinigung mit dem groessten Selbstverstaendnis: "Nein. Das ist nicht Tradition bei uns. Konferenzen sind interne Veranstaltungen."

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