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Reaktion auf Augsburger "African Village"


Prof. Dr. Frank Heidemann an die Direktorin des Augsburger Zoos bzgl. des Projekts "African Village":

Liebe Frau Dr. Jantschke,

wir haben soeben ausführlich über Ihr Projekt "African Village" fernmündlich gesprochen. Wie Sie mir auch in Ihrem gestrigen Email mitgeteilt haben, hat Sie die Reaktion in den Medien ziemlich unvorbereitet getroffen. Ich möchte in Nachtrag noch einige Punkte festhalten, die mir wichtig erscheinen.

Als Direktorin des Augsburger Zoos sind Sie natürlich für die Wirkung in der Öffentlichkeit von "African Village" verantwortlich und nicht die Veranstalter. Es ist der Veranstaltungsort, der einem Ereignis die Bedeutung verleiht. Wenn der Zoo als Rahmen für eine exotisierende Darstellung afrikanischer Kulturen dient, so tragen Sie zu einem öffentlichen Bild bei, gegen das sich Sozial- und Kulturwissenschaftler seit mehr als einer Generation stellen. Ihr Vorschlag, den Zoo für Workshops zu Kolonialismus und Rassismus zu öffnen, entspringt sicherlich einer gutgemeinten Intention, kann jedoch gegen die Wirkungsmacht der gesamten Veranstaltung nichts ausrichten. In der gestrigen Ausgabe berichtet die Frankfurter Rundschau auf der Seite "Aus aller Welt" in einem vierspaltigen Beitrag unter dem Titel "Proteste gegen das "African Village" im Zoo" und in den USA wird dieses Thema von Hawaii bis Harvard diskutiert. Zu den vielfältigen Reaktionen zählen auch solche, die hier einen Beleg für eine rassistische Haltung erkennen. Im internationalen Kontext zählen nicht Ihre Intentionen und Motivationen sondern nur die Wirkung, die Sie hervorrufen.

Wenn Sie die Frage der Repräsentation von Deutschland weltweit und von afrikanischen Kulturen in Deutschland - auch vor dem historisch belasteten Hintergrund der zoologischen Gärten - ernst nehmen, sehe ich zur Schadensbegrenzung nur zwei Möglichkeiten. Entweder widmet sich ihre Institution mit ganzer Kraft dieser Problematik und äußert sich selbst zu diesen Themen. Eine solche Umwidmung der Veranstaltung sollte sicherlich auch zu einer veränderten Bezeichnung des gesamten Projekts führen. Oder Sie finden den Mut, die geplante Veranstaltung abzusagen, was in der Öffentlichkeit sicherlich als ein Zeichen der Stärke gewertet werden würde.

Via Ethnologik!


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