Ethno::log |
Dept. of thoughts, nestap, January 30, 2007 at 2:05:02 AM CET Ist das auch frisch? Ich habe gerade diesen Brief and REWE geschickt. Wer weiß, vielleicht bringts ja was... Sehr geehrte Rewe-Kette! Ich war vor kurzem in einem Ihrer Supermärkte einkaufen. Dort war gerade eine Lieferung frischer Ware angekommen, Bananen, verschiedene Gemüse, etc. Dabei wurden die reifen, aber schon etwas älteren Bananen mit den frischen noch grünen ausgetauscht, die gerade angekommen waren. Ich erkundigte mich daraufhin, was mit den anderen Bananen und restlichen ausortierten Waren geschehen würde und erhielt die Information, dass sie weggeworfen werden würden. Da sich die Bananen und auch anderes ausortiertes Obst und Gemüse noch in tadellosem, dem Anschein nach perfekten Zustand befand fragte ich darauf hin, ob ich etwas davon abbekommen könnte. Dies wurde abgelehnt, da es durch die Geschäftsleitung verboten sei. Nun leuchtet mir durchaus ein, dass sie stehts bestrebt sind immer frische Ware anzubieten, schon in Bezug auf mögliches hervorrufen von Unwohlsein bei Konsumenten und das natürlich im übrigen vermutlich niemand mehr eine Banane kaufen würde, wenn er sie 3 Tage später umsonst bekommen würde. Am gleichen Tag fand ich neben der Kasse einen kleinen Karton mit haltbarerer Essensware, wie Müsliriegel und Erdnussbutter, die dort zum halben Preis angeboten wurden, weil sie schon nahe am Verfallsdatum waren, oder weil sie aus dem Sortiment genommen worden waren. Meine Frage an Sie ist also, ob es nicht möglich wäre, auch einen Teil ihrer schneller vergänglichen Waren, natürlich mit genauer Beschilderung versehen, günstiger zu verkaufen, wenn diese ihr optimales Verkaufsdatum bereits überschritten haben, aber noch genießbar sind. Dies geschieht im übrigen schon in einigen Supermarktketten, zum Beispiel in England, bei der Kette "Tesco". Hochachtungsvoll, Jakob Wetzel ... Comment
pietzler, January 30, 2007 at 1:39:50 PM CET
Reaktionen auf Essensvernichtung
Servus Jakob ... Link
anthronaut, January 30, 2007 at 2:07:29 PM CET
nachhilfe?
sorry, ich krieg den ethno-zusammenhang nicht wirklich hin. ... Link
pietzler, January 30, 2007 at 2:33:10 PM CET
Puh
Tat mich am Anfang auch sehr schwer, drum bin ich ja auch mit den etwas abwegigen Netzwerken gekommen, mit denen ich dann vorsichtig auf eine gesamtgesellschaftliche Reaktion bzw. Entwicklung hindeuten wollte. Nun könnte man ja den Kreis noch weiter ziehen und danach fragen, wie organisierte Essensvernichtungen oder auch -überschwemmungen auf die lokalen Märkte einiger Länder wirken. Dann hätten wir vielleicht mit biegen und brechen die ethnologische Relevanz-Kurve bekommen. ... Link
just be., January 30, 2007 at 2:49:19 PM CET
nun, ich denke es gäbe schon über Umwege einen Ethno-Bezug. Aber trotzdem werde ich nun auch so sein, wie es ziemlich genau vor einem Jahr jemand zu mir war und sage Dir: ... Link
kerleone, January 30, 2007 at 3:14:11 PM CET
Das Wegwerfen wäre für die Märkte sogar gut (und es ging ja um Bananen, die tw. aus Schwellenländern importiert werden). Aber ich finde auch: Netstap braucht ein eigenen Weblog ;-) (Meld dich, wenn du eins brauchst) ... Link
kerleone, January 30, 2007 at 3:28:29 PM CET
Something Different
Es gibt übrigens immer die Möglichkeit, ALLES was euch interessiert (und wenn es auch der größte Schwachsinn ist) unter der Rubrik "Something Different" zu posten und das Häkchen "Show this story on the front page" zu entfernen. Dann wird der Artikel nur rechts in der spalte aufgelistet, wo ihn aber die gewitzten Mitglieder hier auch finden. ... Link
fabulous, January 30, 2007 at 8:08:13 PM CET
wobei das natülich etwas schwer ist bei sovielen kommentaren genau das zu finden, was nicht auf der homepage zu sehen ist, kerle. das bekommt dann mindestens genauso wenig irgendwer mit, wie wenn man das auf sein eigenes blog stellt ;) und ja, wie be und auch kerle, ich fordere ein eigenes blog für nestap! ... Link
just be., January 30, 2007 at 11:23:26 PM CET
nu ja,
es gibt ja doch einige, die dieses Blog per rss-feed abonniert haben, und somit nichts verpassen. (das hier ist übrigens das Feed mit Comments: http://sonner.antville.org/rss?show=all) ... Link
fabulous, January 31, 2007 at 10:49:04 AM CET
mhh das is nich so falsch. den muss ich wohl nochma abonieren. also nich commentspammen bitte ;) ... Link ... Comment
m4rtin, January 30, 2007 at 7:14:57 PM CET
vor ca. einer Woche kam in irgendeiner Fernsehreportage ein Bericht über Menschen die dieses Müll-fishing oder wie es genannt wird betreiben! (war glaube ich sterntv oder rtlexplosiv oder irgendso ein Kram!)2 junge Frauen aus Berlin wurden mit der Kamera bei ihren nächtlichen Streifzügen zu Mülltonnen von Supermärkten begleitet...In Interviews wurde dann auch erläutert, dass sie dies aus moralischen bzw. ideologischen Gründen tun und nicht weil sie finanziell darauf angewiesen sind. Es wurde auch erwähnt das schon eine beträchtliche Anzahl an Menschen dies tut. Von daher sehe ich sehr wohl kulturrelevante bzw. vlt. stadtenthnologische Aspekte in dieser Thematik! Oder ist soetwas dann wieder nur ein Untersuchungsgegenstand für die Soziologie? ... Link
orangemcm., January 31, 2007 at 2:36:54 AM CET
"Oder ist soetwas dann wieder nur ein Untersuchungsgegenstand für die Soziologie?" *gg der war gut. ... Link
mutant, February 1, 2007 at 1:13:51 AM CET
dumpster diving heisst das,
und ist eine ganz alte sache, die in bestimmten szenen gang und gaebe ist. beliebt zb in berlin. oh, containerblogger gibts auch: die typen gibts auch: hier gibts zb CREATIVE CONTAINER CUISINE, die machen mit dem zeug vokue, http://de.wikipedia.org/wiki/Volxk%C3%BCche die tafeln sind an sich eine gute sache, aber hier zb musste man zumindest zeitweise (war lange nicht mehr da) beduerftigkeit nachweisen, um was zu kriegen. das war nicht immer so; ich werde nie vergessen, wie wir mal gaeste aus usa hatten, die total durchgedreht sind bei der erwaehnung eines "free-shop" und meinen ganzen kuehlschrank mit zeug gefuellt haben, konnten aber leider nicht sehr gut kochen ;-) ... Link
marquoise, April 4, 2011 at 2:01:26 PM CEST
Bekannte?
Kennt von Euch Jemand in der Szene? Wir möchten eine Tour für academics durch München zum Thema Essen konzipieren, und Dumpster Diving könnte auch dazu gehören.. Danke! ... Link ... Comment
lekke m., January 31, 2007 at 5:34:26 PM CET
gratuliere nestap...
...meiner meinung nach eine absolut notwendige und wichtige diskussion. respekt für den brief und alles. ersntgemeint. dass essen in europa im übermaß subventioniert und produziert wird hat auswirkungen auf anderen erdteilen: die subventionierten rindfleischberge beispielsweise überschemmen den westafrikanischen markt, die einheimischen landwirte haben nicht die geringste chance bei den dumpingpreisen mitzuhalten und verarmen. also was machen sie in ihrer not? sie klettern in kleine boote und machen sich auf den weg nach europa. zugegeben, dramatisch verkürzte version globaler zusammenhänge aber: das ist relevanter gesprächsstoff, ERST RECHT FÜR ETHNOS! ... Link
noga, February 1, 2007 at 12:20:17 AM CET
ethno?
Also ethnomässig wäre zu diskutieren, inwieweit es vertretbar ist, dass Bananen hierhergekarrt werden. ... Link
kerleone, February 1, 2007 at 1:37:00 PM CET
Hä? Den Zusammenhang erklärst du mir jetzt bitte. Food Migration? ... Link
lekke m., February 2, 2007 at 9:44:24 AM CET
ethnomäßig...
...wäre es mal an der zeit uns in politisch relevante themen einzuklinken. die ethologie (so a schmarrn: die ethnologen, also wir!) sollte(n) sich überlegen, wie sie einen beitrag zur lösung (oder zumindest zur erörterung) dringlicher probleme leisten kann. dann kommen wir auch mal aus dem elfenbeinturm, sonst bleibt die power-flower nur ein wort. wir könnten nach den gesellschaftlichen und kulturellen grundlagen der überproduktion fragen (man kann zwar sicher auch ökonomisch argumentieren, aber schließlich haben die endverbraucher andere motive als die produktion). sehr inspirierend fand ich den film "we feed the world", der is von dem österreicher erwin wagenhofer. food migration ist gar nicht so weit hergeholt. ... Link
orangemcm., February 2, 2007 at 11:20:52 AM CET
Für Ethnologen interessant ist auf jeden Fall die schon im Ursprungspost angesprochene Verwertung der weggeworfenen Lebensmittelressourcen. Hier zeichnet sich ja regelrecht 'Lebensweise' ab. Weiterhin interessant für Ethnologen ist die Illegalisierung der Verwertung des Mülls. Rechtlich bleibt Müll bis zu seiner Vernichtung Eigentum. Ich kenne jemanden, der hat wgn Diebstahls eine Gefängnisstrafe zur Bewährung bekommen, weil er aus einem Container weggeworfene Buchsbäume mitgenommen hat. "wir könnten nach den gesellschaftlichen und kulturellen grundlagen der überproduktion fragen" Das wäre sowiso notwendiger Kontext für eine Ethnographie der illegalen (Lebensmittel-)Müllverwertung. "food migration" Das Stichwort bringt mich auf eine ganz andere Schiene, nämlich die, wie sich der Handel mit Fertig- und Tiefkühlprodukten über Supermärkte, wie z.B. in Indien, auf Lebens- und Einkaufspraktiken der Menschen auswirkt. ... Link
kerleone, February 2, 2007 at 11:56:54 AM CET
Ist doch geradezu prädestiniert das Thema für "normal in München"--oder gibts in München kein dumpster diving ? Bei mir vorm Haus durchsucht jemand regelmäßig den Altglas-Container nach Pfandflaschen. Gehört wohl auch dazu. ... Link
just be., February 2, 2007 at 8:42:26 PM CET
ja, "arm und reich"
das wäre bestimmt ein interessantes Thema, vor allem hier in München. [Übrigens, die neue Ethnologik befindet sich im Druck!] Zu "we feed the world" hier der Trailer auf der Website zum Film und hier eine 3min ZDF Reportage zum Film. Lekke: "...sonst bleibt die power-flower nur ein wort." ... Link
orangemcm., February 3, 2007 at 11:03:55 AM CET
arm und reich ?
Genau, "arm und reich" wäre die erste Zuordnung, auf die man mal genau schauen könnte, beim dumpster diving. "Bei mir vorm Haus durchsucht jemand regelmäßig den Altglas-Container nach Pfandflaschen." Da gehts um Bargeld. Denke, wenn man anfängt, sich damit zu beschäftigen, das Feld ganz schnell anfängt, sich zu differenzieren. ... Link
pietzler, February 4, 2007 at 3:52:40 PM CET
Die Idee das sich die Ethnologik mit Müll in München beschäftigt find ich phänomenal. Da schießen mir gleich haufenweise Ideen in den Kopf. ... Link
lekke m., February 4, 2007 at 4:33:38 PM CET
der geyrhalter
steckt im übrigen auch hinter "we feed the world", meines wissens zumindest. auch ein film der in dem zusammenhang unbedingt erwähnenswert wäre ist "darwins alptraum" (zu der zeit durfte man das noch so schreiben, glaub ich), über die fischereiökonomie in tansania und den mit eu-geldern finanzierten raubbau an der umwelt und den menschen, damit wir unser fischfilet für 1,99 im supermarkt bekommen. hab die dvd und stelle sie bei interesse gerne zur verfügung. ... Link
fabulous, February 4, 2007 at 6:58:42 PM CET
den "darwins alptraum" kann ich auch nur empfehlen. da gabs bei arte auch direkt nach der ausstrahlung eine diskussion mit einem ethnologen und dem filmemacher. hatte die aufgenommen und doch leider schon wieder gelöscht. ... Link
just be., February 4, 2007 at 8:17:26 PM CET
also, wenn man mal die Trailer miteinander vergleicht... hui, da kommt ja "we feed the world" etwas netter rüber. Darwin's Nightmare dagegen scheint die Sache etwas direkter anzugehn... ... Link
kerleone, February 5, 2007 at 10:45:52 AM CET
Ich hätte großes Interesse an "We feed the world". ... Link
lekke m., February 5, 2007 at 12:04:00 PM CET
...ähem...
also das ist glaub ich nicht der offizielle trailer von darwin´s. die bilder sind aus dem film, aber die musik...da hat sich wohl jemand ausgetobt! ... Link ... Comment |
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