Auch sehr lohnend finde ich das Interview der ARD mit Herrn Beckmann. Wer Frau Osthoff gerne verstehen möchte, dem sei dies empfohlen, vor allem ab 55:45 min; die folgenden drei-vier Minuten finde ich sehr aufschlußreich. Eine Aussage über ihr Leben, das so fremd ist.

"Ich weiß morgens nicht wo ich abends schlafe - aber - das ist nicht so schlimm" (56:00 min)

"ich möchte - wie jeder Mensch einen Platz --- nicht an der Sonne" (57:20 min)

"ein Ort, der frei von Vorurteilen ist [...] dort ist Ruhe --- jetzt ist dort keine Ruhe weil jetzt fliegen da Bomben" (57:40 min)

Beckmann: "wo möchten Sie in Zukunft leben"
Osthoff.: "Im Zelt!"
Beckmann: "In welchem Land?"
Osthoff: "unter freiem Himmel - wo es warm ist"
(58:15min)

Das sollte man mal breittreten in der Presse. Vielleicht wäre das Unverständnis nicht kleiner aber die Akzeptanz dass sie eben einfach "anders" ist vielleicht größer.
Aber dies ist ja auch wieder was, womit man nicht rechnet; eine "Deutsche" lebt lebt nicht wie es sich für eine Deutsche gehört. Unerhört! Unter freiem Himmel, was denkt die sich eigentlich? Die soll heimkommen an den Herd uns sich gefälligst um ihr Kind kümmern.
Ihre Stellungnahme zu ihren Verhältnis zum Kind finde ich auch sehr interessant; ab Minute 52:20

Direktlink konnte ich leider nicht ausfindig machen, einfach auf das Erste und dann unten links in der Rubrik "Schon gesehen?"

"Wer Frau Osthoff gerne verstehen möchte..."

Skurrile Geschichte, die Rezeptionsgeschichte.

ja, das ARD-Interview ist ein muss. Wie hier die Welten aufeinanderprallen! Fasziniert hat mich dabei, dass die vorgezogenen Fronten nicht eingehalten werden. Susanne Osthoff passt einfach in keine Schublade und lässt sich auch nicht hineinzwängen. Und wie die öffentliche Meinung sich windet und aufbäumt,um sie doch endlich einreihen zu können. Leider übermächtig?

Sie ist sicher nicht das schwarze Schaf, aber auch kein weißes Lämmchen. Nach meinem persönlichen Eindruck widerspricht sie sich auch. Siehe die Sache mit der Vollverschleierung im 1. Fernsehinterview. Sie behauptet, verschleiert im Studio angekommen zu sein um dort, völlig überrumpelt, ohne die Möglichkeit sich umzuziehen vor die Kamera gestellt zu werden. Und (Zitat nach meiner wagen Erinnerung): "Eine Frau will doch erstmal in den Spiegel schaun, die Frisur richten, bevor sie im Fernsehn auftritt."

Weiter interessant: Sie erklärt mehrmals ausdrücklich durch öffentliche Verdächtigungen Spionin zu sein in Lebensgefahr zu geraten. Denn sie wurde wohl entführt, weil sie für eine israelische Geheimagentin gehalten wurde und kam nur durch den Gegenbeweis frei.
Hier ist für mich aber undurchsichtig, welche Rolle die deutsche Regierung, Lösegeld usw spielte..

Jetzt soll sie mit den Entführern unter einer Decke stecken, weil sie direkt nach der Entführung Geld bei sich hatte.

Und die Moral von der Geschicht?

Leider konnte ich mir das Interview nicht nochmal anschauen, also beruht alles auf meinen Erinnerungen von der Ausstrahlung vor ein paar Wochen.

Das mit dem Spiegel war so - oder ähnlich - ich glaub sie sagte nur dass man sich halt wenigstens mal kämmen möchte. Allerdings sollte man nicht vergessen dass die Arabische Frau unter ihrem Schleier keineswegs irgendwelche häßlichen Sachen verbirgt sondern ihre Schönheit. Deswegen zieht sie in auch nur aus wenn sie weiß dass sie darunter schön ist... und wer da wen überrumpelt hat - da gibt es ja sehr gegensätzliche Meinungen.
Meine Meinung ist: die Frau Osthoff hat nichts davon Blödsinn zu erzählen (und ich glaube ihr, dass sie angesichts der hübsch hergericheteten Frau Slomka keine Lust mehr hatte sich zu zeigen, wenn sie legt - wie schon bemerkt - schon Wert auf Äußerlichkeiten); aber die ZDF hat viel davon Unwahrheiten zu verbreiten. Zumal sie sich auch sicher sein können dass wir keiner "Verrückten" glauben.

Die Spion Sache ist krass! Aber: wieso können wir eigentlich nicht verstehen dass Geheimes geheim ist weil es geheim sein soll und vor allem geheim bleiben soll? Noch wichtiger wenn alles noch mitten im Gange ist. Für die Frau und jeden anderen sind solche Anschuldigungen lebensgefährlich, unabhängig davob ob sie wahr sind oder nicht!

Hier gibt es übrigens ein Text zum Interview, und auch das ganze Interview zum anschauen.

Und zu dem Lösegeld gibts inzwischen folgendes:
Sie hatte ja Geld dabei, als sie sie entführt haben, das bekam sie einfach wieder zurück.
Wieder ein Beispiel dafür wie unser Denken auf Alles angewandt wird:
Ein Sicherheitsbeamter sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Vielleicht wollten sie (die Kidnapper) dann vor der Freilassung aus der Gefangenschaft dieses Geld zurückgeben und haben nur in die falsche Kasse gegriffen."

Falsche Kasse? Bin zwar kein Profi aber ich glaub ja nicht dass die großartig Buchführung machen, oder das Geld erst mal vier Wochen lang aufheben damit sie auch genau das gleiche wieder bekommt....

Ach, und ich würds sogar verstehen wenn die Entführung eingefädelt war - auch wenn ich es nicht glaube. Ist halt ein Gewaltmarkt und irgendwo im Markt muß man ja Geld verdienen...

just my two cents.
be.

"Irak-Entführungen deuten auf Anschlag in Deutschland hin: Die neuerliche Entführung von Deutschen im Irak deutet aus Sicht des Tübinger Ethnologen Thomas Hauschild auf mögliche islamistische Terrorakte in Deutschland, meldet dpa .
Hauschild hatte bereits Anschläge in Großbritannien im vergangenen Jahr vorausgesagt hat und sich intensiv mit religiösen Bewegungen beschäftigt (...)", schreibt Lorenz in der deutschsprachigen Abteilung seines weblogs antropologi.info.

Das ist etwas, das die Rezeptionsgeschichte (nicht nur) des Osthoff-Falls charakterisiert, oder nicht?

s. auch Kommentar von Jens Scholz [whoever]:

"3000 Dollar aus dem Lösegeld hatte sie dabei. Den deutschen Sterzahler beklaut, schreien die üblichen Krakeeler. Und haben wie schon vorher keine Ahnung, was wirklich war oder worum es geht.
Wenn also schon wieder wild herumgeraten wird, beteilige ich mich ausnahmsweise auch mal mit einer Theorie, die m.E. wesentlich realistischer sein dürfte als die wilden Räuberpistolen, die jetzt durch die Presse wabern:
Frau Osthoff hatte bekanntlich 32668 Dollar für die Unterstützung eines Projektes zur Verfügung und ist mit knapp 3000 davon nach Mossul aufgebrochen, als sie entführt wurde. Sie erklärte mehrfach (auch in dem ZDF-Interview), daß sie es geschafft habe, dieses Geld auch wieder von den Entführern wiederzubekommen. Man fand also 3000 Dollar, nur daß inzwischen klar ist, daß diese wohl nicht die Scheine sind, die Frau Osthoff ursprünglich in der Tasche hatte.
In Arabischen Ländern gibt es sehr klare moralische Regeln, gerade was Geld und Besitz angeht. Beispiel: Wir waren 1992 in Ägypten und Astrid vergaß einen massiven, riesigen Silberarmreif auf einem Cafetisch. Das war morgens. Wir sind abends, als uns klar war, wo der Armreif sein könnte, nochmal hin und das Cafe war voll besetzt - mit Ausnahme des Tisches, an dem wir saßen und wo der Armreif noch immer an der Stelle lag, wo sie ihn ausgezogen hat.
Die Entführer haben ihr also ihren gesamten Besitz zurückgegeben. Inklusive des Geldes, denn wenn sie so viel Geld dabei hatte und vom Scheich verlangt, es wiederzubekommen, wird er es ihr schlicht gegeben haben. Das schlimmste, was ihm hätte passieren können wäre nämlich, wenn sie bei Al-Jazeera erzählt hätte, man hätte sie bestohlen.
Ich gehe davon aus, daß die entsprechenden Stellen das ebenfalls schon wissen und deswegen auch keine Anklage erhoben worden ist. Ich gehe jede Wette ein, daß ich Recht habe."

via mosaikum.

...ham mir den Salat. Zuviel gschwätzt und zuviel gegenseitige Anschuldingungen gemacht!

Da stellt sich mir die Frage: Inwieweit darf man denn Aufklärung verlangen wenn sie für die einen lebensgefährlich sind? Aber darf man "der Regierung" blind vertrauen?