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wiso eigentlich Kopftuchverbot?


Kann mir jemand erklären, warum Deutschland ein Kopftuchverbot braucht und die Schweiz nicht ?


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Das erstaunt mich eigentlich auch, da die Schweiz ja nur auf den ersten Blick liberaler ist. Von Blocher und seinen Freunden hätte ich sowas ja eigentlich schon länger erwartet.

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Hmm.. Wie wird das Kopftuchtragen für Musliminnen im öffentlichen Dienst in Österreich gehandhabt?

Die Proteste gegen das Kopftuchverbot in Frankreich vor einiger Zeit hatten ja enorme Wellen geschlagen.

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das beamtentum

insbes. der lehrerstatus, ist in d etwas anders strukturiert als in ch. deshalb

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Ich kenne mich in der schweizerischen Struktur des Bildungs- und Beamtenwesens überhaupt nicht aus. Inwiefern anders strukturiert?

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1. länderhoheit

d.h., es gibt gar kein kopftuchverbot in deutschland, sondern in einigen bundesländern mit z t voneinander abweichenden regelungen

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Und was hat die deutsche Länderhoheit mit dem in der Schweiz "etwas anders strukturierten Lehrerstatus" zu tun?

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http://de.wikipedia.org/wiki/Beamte

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Is doch klar.

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Kerleone,
ich bin im Moor aufgewachsen. Bäuerinnen mit Kopftüchern hats sowohl im deutschen Norden als auch im deutschen Süden.

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...vielleicht gibts in der schweiz insgesamt weniger zuwanderung und deshalb ist die auseinandersetzung mit der "leitkultur" weniger (bis überhauptnicht?) dringlich.

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Das ist interessant. Ich bin über Zuwanderungszahlen nicht informiert, aber den Leitkulturbegriff bzw. die Existenz oder Nichtexistenz einer Vorstellung dessen halte ich für einen Schlüssel.
Eine meiner Dozentinnen ist Schweizerin. Ich werde sie mal fragen nächste Woche.
Möglicherweise hat das deutsche Kopftuchverbot etwas mit deutscher Identität und einer Notwendigkeit zu tun, die eigene Identität zu konstituieren, indem man festschreibt, "was man NICHT ist".

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Leitkultur, Kernkultur und Geschichtsbewusstsein

Möglicherweise hat das deutsche Kopftuchverbot etwas mit deutscher Identität und einer Notwendigkeit zu tun, die eigene Identität zu konstituieren, indem man festschreibt, "was man NICHT ist".

Interessante Geschichte dazu vorweg: Ich habe die Ausstellung "Kopftuch Kulturen" im Frauenmuseum in Hittisau (Irgendwo im hintersten verschlafenen Bergwinkel Österreichs, d.h. Bregenzerwald) besucht. Die Aufseherin, eine sicher 80 Jährige sehr lebhafte Frau hat mich herumgeführt und mir in ihrem breitesten Bregenzerwäldner Dialekt etwas erzählt. Sie sagte zu mir:"Wissen Sie, früher - früher, da haben wir alle Kopftuch getragen, aber als dann die ersten Türkenfrauen gekommen sind, wollte keiner mehr das Kopftuch haben."

Migration in die Schweiz

Zur Migration in die Schweiz gibt es einen ausführlichen Bericht beim Bundesamt für Statistik [.pdf | 976 kb],
der übrigens haarsträubend zu lesen ist, wenn die Ausdrücke wie "afrikanische und amerikanische Staatsangehörige" oder "Bei den außereuropäischen Ländern sind die Asiaten [...] am stärksten vertreten." ungeniert vorkommen.

Leitkultur in der Schweiz

Wenn man das Integrationsleitbild für die Stadt Zürich (verfasst vom ethnologischen Seminar der Uni Zürich) durchliest, wird ganz offen mit dem Begriff "Kernkultur" umgegangen, was einer deutschen Leitkulturdebatte nahe kommt. Hier der Ordner mit verschiedenen Texten.

Die Frage nach einer Leitkultur wird vielleicht in der Schweiz nicht gestellt, da sie meiner Meinung nach dort einfach keine Frage darstellt. "Schweizer"-sein war seit dem Rütlischwur mit Tell und Freunden bedeutungsbesetzt und in der Schweiz gab es bisher wenig Anlass, dies in Frage zu stellen. Es liegt vielleicht an der deutschen Gescichte, dass eine deutsche nationale Identität nach dem zweiten Weltkrieg bewusst auseinandergenommen wurde (es war auch bitter nötig) und eine Neukonstruktion nach sechzig Jahren immer noch zu großen Debatten führt. Das Geschichts-Tabu, dass in der Schweiz schon fast traditionell ist (Man denke an die Fichen-Affäre oder an "das Boot ist voll" im 2. WK) oder besser gesagt, das nationale Hinterfragungstabu führt anscheinend zu einem völlig zwanglosen Umgang mit so einem hierzulande sehr umkämpften Begriff wie "Leitkultur".

Interessanter Artikel zur schweizer Integrationspolitik:

"Schweizer Machen" aus der Weltwoche

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A propos: Kopftuchverbot i.d. Schweiz

Schülerinnen dürfen ein Kopftuch tragen, Lehrerinnen jedoch nicht.

Siehe "Pragmatischer Umgang mit dem Kopftuch", NZZ-Artikel vom 14. Februar 2004. [pdf | 21 kb]

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...nach dem kopftuchverbot

man beachte bitte diesen link in die schweiz!
http://www.nebelspalter.ch/magazin/archiv/archiv_2004/05/kopftuchverbot.jpg

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@anthronaut

der übrigens haarsträubend zu lesen ist, wenn die Ausdrücke wie "afrikanische und amerikanische Staatsangehörige" oder "Bei den außereuropäischen Ländern sind die Asiaten [...] am stärksten vertreten." ungeniert vorkommen. (Hervorhebung von mir)

was genau ist denn daran haarsträubend, wenn ich jemand in einer Statistik unter seiner Nationalität einordne? Ich wäre dir sehr dankbar für deine Meinung, da ich nächste Woche in einem Migrationsseminar über die Verteilung von Nationalitäten reden werde.

Die deutsche Statistik orientiert sich eben an der Nationalität als Kriterium. Übrigens ist es nicht überall so, dass in Berichten über die Migration nur die Nationalität kennzeichnend ist. Zumindest in England wird auch danach gefragt, welcher Gruppe man sich zugehörig fühlt und dass taucht dann auch im Bericht so auf. Den deutschen Bericht gibts übrigens bei der Integrationsbeauftragten.

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Dassselbe habe ich mich auch gefragt. Was ist daran haarsträubend?

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@ haarsträubend

Ich halte die Sätze für mehrdeutig:

- Afrikanischer Staatsangehöriger? - Afrika ist kein Staat, Amerika genauso wenig.
- Gibt es eine Länderherkunft Namens "Asiate"? - Der selbe Fall hier: Schweizer und Asiaten?

Ich halte es für eine grobe Begriffsverbiegung der Wörter "Staat" und "Land".
Vielleicht ist es eine Pedanterie meinerseits.
Ich möchte ich den Verfassern nicht Rassismen unterstellen, die nicht so gemeint sind.

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nuja, nur um mich auch ma einzumischen, stümmt schon, is eine unscharfe ausdrucksweise. aber ich denke da kann man sich entspannen und auf die medienkompetenz der leser vertrauen. so ein schornalist statistiker is ja nich an allem bösen schuld.

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Problematisch ist nur, dass es kein Journalist war, sondern das Schweizerische Bundesamt für Statistik.

Besser gesagt: Weniger Problematisch als peinlich. Ich glaube auch an die Medienkompetenz der Leser.
Obwohl das letzthin ein gstudierter Ethnologe als jugendliche Gutgläubigkeit meinerseits bezeichnet hat.

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nich beirren lassen, gutgläubigkeit ist ein stück lebensqualität, sag ich immer manchmal.

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dann die Frage: wie möchtest du die Gruppe der Menschen mit der Staatsangehörigkeit eines Staates der von uns in Afrika verortet wird anders nennen als Afrikanische Staatsangehörige?
Es ist sicher richtig dass man trennen muss zwischen Kontinent und Nationalität, aber ich denke der Einfachheit halber kann man das in Statistiken schon so kurz stehen lassen wie es geschrieben wurde, ohne davon ausgehen zu müssen dass es un- oder missverständlich ist.

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*räusper
Also wenn es um Nationalitäten geht, sollte man schon auch von Nationalitäten reden. Es gibt keine "afrikanischen Staatsbürger". Genausowenig gibt es "amerikanische Staatsbürger", da hat Wolfgang vollkommen recht.
Und abgesehen davon, daß es mit dem Thema des Eingangsposts nichts zu tun hat, sind es doch genau diese Stereotypien und der Kreislaufprozess der Reproduktion dieser Art von Stereotypen, die (auch) Gegenstand der Ethnologie sind.
'Gutgläubigkeit' mag unter Umständen die Lebenserwartung erhöhen (oder auch nicht), aber hat mit ethnologischem Blick nichts zu tun.
Auf die Medienkompetenz von Rezipienten würde ich übrigends nicht allzu sehr vertrauen.

@fab,
"dann die Frage: wie möchtest du die Gruppe der Menschen mit der Staatsangehörigkeit eines Staates der von uns in Afrika verortet wird anders nennen als Afrikanische Staatsangehörige?"

Das ist jetzt nicht erntgemeint, oder?
Mein Vorschlag: Differenzieren Sie!

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Die Statistik hat auch keinen ethnologischen Blick. Es ist eine gängige statistische Vorgehensweise Kategorien zu bilden. Darin Stereotypisierungen zu sehen, halte ich für paranoid. Und um wieder auf das Thema zurückzukommen: Vielleicht ist das mangelnde Vertrauen in die Mündigkeit der Menschen Grund für penible sinnlose Gesetze wie das Kopftuchverbot.

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Darin Stereotypisierungen zu sehen, halte ich für paranoid.

Kategorien zu bilden mag ja eine gängige statistische Vorgehensweise sein, dagegen hat ja niemand was. Ich finde lediglich, eine Behörde wie das Bundesamt für Statistik sollte sich keine Schnitzer erlauben. Seine Publikationen stellen immerhin eine Referenz dar! Vielleicht sind es keine bewusst gemachten Stereotypisierungen, jedoch werden sie durch auf diesem Wege legitimiert.

Vielleicht ist das mangelnde Vertrauen in die Mündigkeit der Menschen Grund für penible sinnlose Gesetze wie das Kopftuchverbot.

Da ist was dran. Wenn man türkischen Grundschullehrerinnen aus dem Grund das Kopftuchtragen verbietet, da man glaubt, die Kinder würden nicht mehr in einer Werteneutralen (was für ein Wort) Schule unterrichtet werden erzieht man die Kinder zur Unmündigkeit in diesem Sinne.

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Aktuell dazu:

Kaya: In Istanbul sehe ich weniger Kopftücher als hier. Hier laufen die Türken mehr türkisch rum als dort. In Istanbul sehe ich Türkinnen bauchfrei und im Minirock. Das sehe ich hier nie. [Interview in der sueddeutschen]

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@fab,
Stichworte Migrationsforschung, 'Zweite Generation', 'Dritter Raum', Identität und Exil.

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