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Woher kommt das Araber- Bild?


Piezlers Hinweis auf den (übrigens wirklich großartigen) Film "Befreien Sie Afrika" hat mich an folgendes Filmchen erinnert. Ein Remix (oder auch "Mash-up" genannt) aus vielen uns bekannten Filmen, schauts euch einfach mal an. Ich find erschreckend wie wahr es ist - also nicht wie wahr das Bild ist ist, sondern wie wahr es ist, dass uns dieses Bild vorgespielt wird. Was denkt ihr, wie sehr sind wir durch solche Szenen in Filmen beinflusst worden?

direkt link zu youtube

(Via riemer-o-rama)


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nee ich würde hier genau andersrum fragen und denken: inwiefern sind mediale darstellungen repräsentationen von wirklichkeit--und von welcher art wirklichkeit?

edit: also, um es nochmal einfacher zu sagen, diese szenen sind ausdruck von etwas, nicht auslöser.

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na, es ist doch unnötig, sich in irgendwelchen monokausalen geschichten zu verstricken. wie wär's damit - ausdruck UND auslöser. gilt eigentlich für alles, wo so in den medien passiert.

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"ausdruck UND auslöser"

Obgleich man mit solcherart Aussagen normalerweise relativistisch weit kommt, würd mich jetz doch mal die Übertragung auf Computerspiele interessieren.
Sind die Deiner Meinung nach somit auch Ausdruck und Auslöser ?

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man könnte jetzt ganz klassisch-medienwirkungsforschlerisch mithilfe eines experiments gucken, ob bestimmte darstellung von arabern bestimmte einstellungsmuster mitbedingt. soviel zur wirkung.

ja, ich würde sagen schon. wobei natürlich die frage ist, ausdruck und auslöser wovon... ausdruck auf der produktionsseite, auslöser auf der konsumptions/benutzerseite.
wobei man computerspiele wesentlich leichter modden kann als spielfilme ;) produktion und konsumption verschwimmen da schon ein bisschen.

wenn man jetzt z.B. die männlichen "Russen" als nimmt, beispielsweise in "Contract J.A.C.K." und "Grand Theft Auto 2", ein noch älteres Spiel, dann trifft mit "brutal, aber dumm" ein oft bemühtes Actionfilm-Cliche zu

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"[...] würd mich jetz doch mal die Übertragung auf Computerspiele interessieren."

Siehe

http://xirdal.lmu.de/cgi-bin/blosxom.cgi/2007/01/16#planet_of_the_arabs

letzter Absatz

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Seh ich genau so. Hier handelt es sich um eine Reproduktion von Feinbildern. Die Frage sollte nicht eine von Auslöser oder Ausdruck sein, sondern eine sein, die sich mit den Mechanismen beschäftigt. Die Frage also eher: Wie und warum können solche Feindbilder überhaupt erst entstehen. Welche historischen und ökonomischen Prozesse spielen hierbei eine Rolle? Hier sind wir dann auch bei der modernen Identitätskrise angekommen, gekennzeichnet durch eine Suche nach Bedeutung und Wurzeln in einer Zeit, in der nationale Identitäten, sprich Staatsangehörigkeit zunehmend an Bedeutung verlieren. Die massive Dezentralisierung der Kapitalakkumulation konfrontiert den so genannten Westen mit dem Schwinden seiner Hegemonialstellung im Weltsystem und stellt somit sein Konzept der Zivilisation, mit der sich die moderne Gesellschaft selbst vergöttert, auf den Kopf. Die stereotypische Gegenüberstellung mit dem Islam als „barbarische“ Religion, in der alle Gläubigen als potentielle Selbstmordattentäter gelten, ist ein tragischer, aber scheinbar wirkungsvoller Versuch der Reklassifizierung der Welt.

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"Seh ich genau so. (...) Die Frage sollte nicht eine von Auslöser oder Ausdruck sein, sondern eine sein, die sich mit den Mechanismen beschäftigt. ..."

Nuja, die Frage nach einem spezifischen Kausalzusammenhang wurde ja eingangs gestellt. Und das ist eigentlich auch genau ein Ansatz, der eben nach Mechanismen fragt..

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nawal, ich glaube, du kommst da einwenig zu sehr auf die ideologieschiene. wenn man gleich von feindbildern spricht, kann man ja gleich quasi militärisch argumentieren. wenn sie "unsere feinde" sind, dann gibt es auch nur eine art "sie" darzustellen. dann ist sowieso alles klar und man braucht nicht forschen.

klar ist es wichtig, sich mit dem entstehungszusammenhang zu beschäftigen, aber man sollte nicht gleich, verzeihung, in irgendwelche leicht wildgewordenen ökonomismen sich zu stürzen. nebenbei, der orient war auch vor dem zerfall des osmanischen reichs das "andere", eine wahre zauberwüste, umso enttäuschter ist man im westen wenn dort, wo ein märchenschloss stehen sollte plötzlich ein rig steht und alle sich drum streiten.

medien sind ein "spiegel" der welt, der auf eine besondere art funktioniert, die man natürlich untersuchen sollte. allerdings muss man auch sagen, dass die entwicklungen in vielen islamischen/arabischen ländern ein gutes image nicht gerade befördern... ist wieder die frage, wie wird darüber berichtet, wie wird das in fiktionale stoffe umgearbeitet, wie sind die reaktionen

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pl, also hätte da dann doch noch eine paar Fragen:
Wieso Ideologieschiene?
Wieso gleich militärisch argumentieren, wenn man von Feindbildern spricht (v.a. wurden sie ja in diesem Sinne dargestellt...)? Auch ging es mir nicht darum, wie die Berichterstattungen der Medien funktionieren, sondern versuchen zu verstehen, welche Bedingungen dazu führen, dass solche "Filmprodukte" u.a. publiziert werden (ist schon klar, dass die Medien ein Spiegel der Welt ist, sind ja Menschen die da arbeiten) Dies kann jedoch nur gelingen, wenn größer zusammenhängende, und darunter nun einmal auch ökonomische, Prozesse beachtet werden, die unsere unterschiedlichen Praktiken der Identitätskonstituierung beeinflussen, ich sag nicht determinieren! In diesem Sinne nehme ich mal die "wildgewordenen ökonomismen" als Kompliment auf :-).

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wieso militärisch? bei dir klang das so, als wäre onhehin keine andere darstellung möglich aus o.g. gründen. da ist die schilderung des forschungsprogramms ein wenig mit tatsachenbehauptungen
durcheinander geraten. und wenn man ohnehin "weiss, wie es ausgeht", dann sollte man gar nicht erst rumforschen und kann gleich bloß polemisieren.

es ist vielleicht ganz nützlich zu verstehen, wie die medien funktionieren. da dämmern hinterm ideologieverdacht schon mal zeitökonomische aspekte, redaktionelle standards, zu erwartende publikumsreaktionen usw. usf. in erfahrung zu bringen "welche Bedingungen dazu führen, dass solche "Filmprodukte" - und filmprodukte überhaupt - publiziert werden", heisst für mich schon ansatzweise zu verstehen, wie die medien funktionieren. insofern liegen wir vermutlich gar nicht so weit auseinander.

ich nehm nur immer gerne anstoss an (fragwürdigen) pauschalen aussagen, die aus allem, was nicht "der westen" ist (was ist das schon?) gleich ne art underdog machen, was sich nun überhaupt nicht selbst verantworten kann.

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"Was denkt ihr, wie sehr sind wir durch solche Szenen in Filmen beinflusst worden?"

Egal, ob man die Verbreitung dieser kulturellen Stereotypen mit McLuhan, Hall oder Said anschaut, die Fortpflanzung von Wissen funktioniert nur, indem Information an Wissen andockt, was schon vorher da ist.
Und ja, daß Äquivalente in Computerspielen auch zu finden sind, ist klar. Wär komisch, wenns anders wäre. Ich hatte mich gedanklich in meiner Bemerkung oben bezogen auf die Frage nach der Wirkung von Ontologie der Medien eher tatsächlich auf einer theoretischeren Ebene der Medien und Gewaltdebatte befunden.

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"..sondern versuchen zu verstehen, welche Bedingungen dazu führen, dass solche "Filmprodukte" u.a. publiziert werden.."

Der Mensch ist eine Zwiebel. Er besteht aus vielen übereinanderliegenden Schichten. Ich denke die Schicht, auf der die Bedingungen für das Vorhandensein von kulturellen Stereotypien, die das Eigene aufwerten, indem sie das Andere abwerten angesiedelt sind, liegt tiefer als die auf der Gesellschaftssystem angesiedelt ist.

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orangemcm, vielleicht solltest du in zukunft genauer spezifizieren, auf welcher ontologie-ebene du dich wann befindest. deine ausgangsfrage klang für mich nicht hinreichend ontologisch ;)

"ich denke die Schicht, auf der die Bedingungen für das Vorhandensein von kulturellen Stereotypien, die das Eigene aufwerten, indem sie das Andere abwerten angesiedelt sind, liegt tiefer als die auf der Gesellschaftssystem angesiedelt ist."

das mag, ja wird vermutlich zutreffen. die frage ist nur, ob diese bedingungen zwangsläufig eingelöst werden müssen.

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"vielleicht solltest du in zukunft genauer spezifizieren, auf welcher ontologie-ebene du dich wann befindest.. "

Unbedingt.

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re rezeptionsforschung

"man könnte jetzt ganz klassisch-medienwirkungsforschlerisch mithilfe eines experiments gucken, ob bestimmte darstellung von arabern bestimmte einstellungsmuster mitbedingt. soviel zur wirkung.

Reine 'Audiencestudies' sind out. Die ethnologische Aufmerksamkeit liegt insbesondere auch auf den Vermittlern--guter reminder btw, mich endlich mal um den Namen des tschechischen oder slowakischen Forschers zu bemühen, der fragte, how does music influence society?

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