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Leitkultur (aus patriotischer Perspektive)


Nachdem die Diskussion über die Leitkultur in der CDU/CSU vor zwei Wochen wieder angefacht wurde, fühle ich mich gezwungen, einen ganz einfachen Gedanken loszuwerden:

Kultur ist, was sie ist. Genaugenommen haben wir in Deutschland bereits eine Leitkultur. Jedes Land und jede Kultur hat eine Leitkultur, weil es immer Elemente gibt, die verbreiteter sind als andere.

Nachdem wir so gesehen bereits eine Leitkultur haben, entlarvt sich die Debatte um die Leitkultur als ein ganz anders Vorhaben: Diese Leute wollen die Definitionsmacht darüber, was die Leitkultur ist. Sie wollen festlegen, was deutsch ist, und was undeutsch ist.

Einem Ausländer mag es noch am ehesten egal sein, ob Bundestagspräsident Norbert Lammert irgendwann festlegt, dass zum Deutschsein die Kenntniss von Schillers Glocke oder sonst was gehört. Aber als Deutscher, der einen solchen absurden, klischeehaften und normativen Kriterienkatalog nicht erfüllt, muss man sich doch komisch vorkommen, wenn man plötzlich seiner Identität beraubt ist.

Deshalb ist dieses Gerede von der Leitkultur so ein wahnsinniger Unsinn (ein gefährlicher noch dazu). Weil an der Leitkultur, die wir bereits haben, jeder Deutsche mitwirkt. Und bei der Leitkultur, die kommen soll, nur Norbert Lammert und ein paar andere Verträumte mitwirken. Was da gefordert wird, ist der Wechsel vom kulturdemokratischen Deutschland zum diktatorischen Lammertland.

Warum die Patrioten in diesem Land noch nichts dagegen gesagt haben, verstehe ich nicht. Ich bin noch nicht mal Patriot, aber trotzdem gegen so einen normativen Entzug meiner deutschen Identität.

Das wichtigste für Deutschland ist deshalb, eine Diskussion über Leitkultur nicht aufkommen zu lassen, weil sie die wahre Kultur und Leitkultur des ganzen Volkes, die wir bereits haben, verdrängt und mit einer elitären und künstlichen Idee ersetzt.


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Ganz so schlimm ist es nicht,

werter Kollege, weil sich eine sog. Leitkultur nicht über katalogisierte Direktiven durchsetzen läßt, sondern sich erst im Alltag bewähren muß.

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Nein, ich würde diesen Vorstoß gerne schon früher verhindern, weil ich keine Lust habe, mein Deutschsein gegen eine normative und künstliche Idee zu verteidigen.

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meinetwegen

aber ich tipp mal, daß Sie sich da den falschen gegner aussuchen. naja, Ihre sache

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Ich wünsch ihren schonmal viel Spaß bei Überlegungen wie: "Ist Döner-Essen deutsch?".

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da gibts doch nix

zu überlegen!

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jau. Die Einführung von türkisch als zweiter Landessprache in Deutschland würde die Leitkulturdebatte umgehend einstellen. *smile

Ansonsten bin nicht Deiner Ansicht - die Leitkulturdebatte ist wichtig und eine Diskussion zu dem Begriff sollte ganz und gar nicht unterdrückt werden.

"..die wahre Kultur und Leitkultur des ganzen Volkes, die wir bereits haben"

Definier mal bitte Deine Begriffe--gesetzt den Fall, daß "die wahre Kultur" und "das ganze Volk" nicht ironisch gemeint ist.

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Eine Diskussion zu dem Begriff habe ich gerade geführt, bloß eine Diskussion über Inhalte kommt für mich nicht in Frage.

"wahre Kultur" in diesem Zusammenhang meint alle vorhandenen kulturellen Erscheinungen im Unterschied zu einem elitären, normativen Kulturbegriff.

"das ganze Volk": meint in diesem Zusammenhang die 80 Millionen Deutschen in unserem Land im Unterschied zu Norbert Lammert und einigen anderen Persönlichkeiten, die Kultur elitär definieren wollen.

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wie soll das denn gehen?

dann sagt da son Heinz: "Hier, ab morgen geht nur noch Bayreuth und sonntags mit Krawatte und Buffalos und Zungenpiercing sind verboten ab sofort!"?

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"..mein Deutschsein gegen eine normative und künstliche Idee zu verteidigen."

*irgs, Kerleone. Fällt Dir nicht auf, daß du denselben Diskurs fährst, wie die konservative Fraktion, die eine Leitkultur auf der Schablone Goethe/Schiller zu definieren sucht?
Keine Ahnung, was Du meinst verteidigen zu müssen--ich fühle mich in meiner Identität als Deutsche von der Leitkulturdebatte nicht in Frage gestellt. Wie kommt das?
Eine unterdrückte Diskussion hat noch nie zu etwas positivem geführt: things we dont talk about, do not exist?

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".. bloß eine Diskussion über Inhalte kommt für mich nicht in Frage."

na das sollte es aber schon für einen angehenden Ethnologen--but thats just my two cents und ich klink mich jetzt auch aus, versprochen.

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@supa, ja, so stellen die sich das vor. Sonst bräuchte man ja nicht inhaltlich darüber reden. Dann macht der eine Bayreuth und der andere Piercing, und weil beide Deutsche sind ist beides deutsch.

@orange: Das sind mir ja die liebsten Ethnologen, die normativ festlegen, was ein echter Indianer Deutscher ist.

Was ich verteidigen möchte ist das Nichtnormative des Begriffs "deutsch".

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"@orange: Das sind mir ja die liebsten Ethnologen, die normativ festlegen, was ein echter Indianer Deutscher ist."

Kerleone, die inhaltliche Auseinandersetzung eines Ethnologen mit der Leitkulturdebatte hat per definitionem nichts mit einer normativen Festlegung "des echten Deutschen" zu tun. Genausowenig aber hat sie mit einer normativen Festlegung des Nichtnormativen in dem Begriff ´deutsch` zu tun.

Sag mal was zu meinem Vorschlag der zweiten Landessprache. Ich meine diesen vollkommen ernst. Kein Witz.

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(Off Topic: Türkisch als 2. Landessprache)
Zweite Landessprache türkisch? Das finde ich übertrieben, weil so eine gestzliche Regelung einen enormen Aufwand nach sich zieht. Aber dort, wo anderssprachliche Hinweise oder Texte angebracht werden, ist türkisch sicher praktisch, sind ja doch um die 9%. Generell finde ich aber die Bemühungen klüger, die Deutschkenntnisse unter den Ausländern zu erhöhen, denn von solchen Maßnahmen profitieren alle Zuwanderer. Die 75% nichttürkiuschen Ausländer hätten nämlich von der neuen Landessprache nichts.

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Vielleicht wäre es aber auch etwas hilfreich die Türkisch-Kenntnisse unter Deutschen zu erhöhen, d.h. eventuell sich an Schulen nicht nur auf Span./Engl./Frz. zu beschränken.
Wär doch mal schön in der U-Bahn auch mal was zu verstehen ;-)

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sowas

So ein kompletter Schwachsinn! Kultur kann nicht definitiv festgelegt werden, weil sie sich selbst definiert und wenn türkische oder italienische oder was weiß ich welche Elemente irgendwann fester Bestandteil deutscher Kultur sind, dann hat es sich entwickelt, ob aus biologischer Notwendigkeit oder weil es denn Menschen gefällt ist egal.
Eine Festlegung durch Politiker würde einen Zwang bedeuten und dazu ist Deutschland dann doch zu frei.
Politiker sollten nicht immer über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben, denn als Lehrer oder Jurist - finde ich - sollte man auch in seinem Fachgebiet bleiben.
Kultur kann nicht definiert, nur analysiert werden.
Das war mein Schlusswort.

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Eine kurze Metapher oder Parabel dazu, die mir in den letzten Tagen durch den Kopf ging:
Kulturwissenschaftler (e.g.Ethnologe) und Kultur stehen in einem aehnlichen Verhaeltniss wie der Naturwissenschaftler (e.g. Mathematiker) zu der Unendlichkeit. Sie ist eine nicht zu definierende groesse, beinhaltet gleichzeitig alles aber auch nichts, ist mittel zum zweck um sich in der materie mathematik zu bewegen, zu operieren und zu verstehen, das von der unendlichkeit Abhaengige praktisch anzuwenden.
Der Kulturdiskurs in der Ethnologie wuerde logischerweise fuer die Mathematik nie in Frage kommen,da er jedes sinnvolle arbeiten blockiert.
Manchmal, denk ich, sollte auch in unsere(n) disziplinen der fokus neu gelegt werden, und kontraproduktive Definitionsklaubereien nicht ueberbewertet werden.

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